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Monologe im Führerhauptquartier

Monologe im Führerhauptquartier, 19

Führerhauptquartier
mittags, abends und in der
Nacht zum 9. 1941

Entschlußkraft haben heißt nicht, immer etwas tun um jeden Preis. Entschlußkraft ist: nicht zögern in der Verwirklichung dessen, das innerer Erkenntnis nach nun einmal getan werden muß.

Die größte Kraft gehörte dazu, im vergangenen Jahr den Entschluß zum Angriff auf den Bolschewismus zu fassen. Ich mußte damit rechnen, daß im Laufe dieses Jahres Stalin zum Angriff übergeht; es galt, so früh als irgend möglich anzutreten; als frühester Termin ergab sich der Juni 1941. Auch zum Kriegführen braucht man Glück. Wenn ich jetzt daran denke, was haben wir für Glück gehabt!

Ich konnte die Umstellung nicht propagandistisch vorbereiten. Ungezählten wurde das Leben erhalten dadurch, daß kein Artikel je ein Wort enthielt, das auf das Geplante schließen ließ. Ich habe mit der Möglichkeit gerechnet, daß der eine oder der andere in den Reihen der Wehrmacht noch mit einem Komplex Kommunismus behaftet ist! Die jetzt dabei waren, haben bestimmt alle umgelernt; aber vordem hat niemand gewußt, wie es wirklich drüben aussieht, und wie viele mochten sich sagen: Wir haben doch den Freundschaftspakt mit ihnen!

Der deutsche Soldat hat sich wiederum als der beste der Welt erwiesen; er war es zur Zeit Friedrichs des Großen und er war es von Anbeginn. Wenn es darauf ankommt standzuhalten, dann zeigt sich seine ganze Kraft. Der Unteroffizier hat seine Gruppe beisammen, der Zugführer seinen Zug. Noch am Ende des Westfeldzuges hat man sagen hören, die Härte des Infanteristen aus dem Weltkrieg habe der heutige Soldat doch nicht. Hier im Osten hat es sich erwiesen, daß er sie besitzt.

Während wir diesmal im Westen einen waffenmäßig überlegenen Gegner nicht gehabt haben, muß die russische Kriegsvorbereitung als phantastisch bezeichnet werden. Unsere Wehrmacht von heute ist besser als die Wehrmacht von 1914/18. Der Weltkriegssoldat hatte die gleich großartige innere Haltung. Aber die Angriffstaktik von damals war etwas ungemein Rückständiges, und die Armee war mit schwerer Artillerie nur unzulänglich ausgerüstet. Trotzdem würden wir 1918 noch den Sieg errungen haben, hätten wir damals den rechten Flügel um drei Korps verstärken können;[1] das würde schon damit erreicht worden sein, daß man aus Heeresgruppen, deren Aufgabe lediglich die Verteidigung war, entbehrliche Einheiten herausnahm. Aber das Verbot sich aus der Rücksicht auf Anciennität und Rangansprüche der fürstlichen Heerführer.

Man hat im Weltkrieg den Kampfwert der Einzelperson nicht gekannt: Nicht nur im Bewegungskrieg – 1914 – sind die Einheiten geschlossen vorgegangen, auch im Graben waren die Posten viel zu dicht beisammen. Ein Fehler war es andererseits, daß man 40-50 jährige Männer zu Kompanieführern hatte. Sich bewegen können, laufen, auf, nieder, ist für die Infanterie alles; dazu braucht man jugendliche Kompanieführer.

Der halbe Erfolg liegt in der Überraschung. Deshalb darf man eine Operation, mit der man Erfolg gehabt hat, nicht einfach wiederholen.

Antonescu[2] bedient sich vor Odessa der Weltkriegs-Taktik: Er rückt jeden Tag einige Kilometer vor, nachdem er, was in dem Raum war, mit Artillerie – er ist dem Gegner darin mächtig überlegen – dem Erdboden gleichgemacht hat. Unter den da gegebenen Umständen kann man schließlich auch so verfahren.

Die Operation, die jetzt im Werk ist – eine Einkesselung mit einer Tangente von zunächst mehr als 1000 Kilometern -, ist von manchen für unmöglich gehalten worden; ich mußte schon meine ganze Autorität aufbieten, sie durchzusetzen,[3] wie überhaupt ein gut Teil unserer Erfolge nur dem zuzuschreiben ist, daß wir den Mut zu »Fehlern« gehabt haben.

Der Kampf um die Hegemonie in der Welt wird für Europa durch den Besitz des russischen Raumes entschieden; er macht Europa zum blockadefestesten Ort der Welt. Es sind das wirtschaftliche Perspektiven, die den liberalsten westlichen Demokraten der neuen Ordnung geneigt machen werden. Jetzt müssen wir es durchbeißen. Das übrige ist eine Frage der Organisation.

Man braucht diese Urwelt lediglich zu sehen und weiß, daß hier nichts geschieht, wenn man den Menschen die Arbeit nicht zumißt. Der Slawe ist eine geborene Sklaven-Masse, die nach dem Herrn schreit; es fragt sich nur, wer der Herr ist. Der Bolschewismus hat uns da einen großen Dienst erwiesen. Er hatte zunächst das Land an die Bauern aufgeteilt. Die Folge war ungeheuere Hungersnot; es blieb nichts übrig, als in der Form der Staatsdomänen die Grundherrschaft wieder einzuführen, nur, daß der frühere Herr etwas von der Landwirtschaft verstanden hatte, während dem politischen Kommissar das Wissen darum fehlte; eben erst war man im Begriff, durch Landwirtschaftsschulen die kommende Generation von Kommissaren in dem zu unterweisen, worauf es ankommt.

Wenn die Engländer aus Indien hinausgetrieben würden, so würde Indien verkommen. Das ist hier genauso. Der Nationalsozialismus könnte nicht einmal nach Ungarn exportiert werden. In der breiten Masse ist der Ungar so faul wie der Russe; er ist der geborene Steppenreiter. Insoweit hat Horthy[4] recht, wenn er sagt: »Bei mir sinken die Bodenerträge, wenn ich den Großgrundbesitz aufgebe.« In Spanien ist es dasselbe; Spanien würde verhungern, wenn der Großgrundbesitz verschwände.

Der deutsche Bauer hat den Trieb weiterzukommen, er denkt an seine Kinder; ein ukrainischer Bauer aber wird nicht nach dem Imperativ der Pflicht handeln. Bedingt gibt es ein Bauerntum unseres Stiles noch in Frankreich, sehr stark in Holland und in Italien, wo jeder Quadratmeter in einem wahren Bienenfleiß ausgenutzt wird.

Der russische Raum ist unser Indien, und wie die Engländer es mit einer Handvoll Menschen beherrschen, so werden wir diesen unseren Kolonialraum regieren. Es wäre verfehlt, den Eingeborenen erziehen zu wollen. Was wir erreichen würden, ist ein Halbwissen, das zur Revolution führt. Es ist kein Zufall, daß der Erfinder des Anarchismus ein Russe war.[5] Wäre die russische Menschheit nicht durch andere, angefangen von den Warägern, zum Staat organisiert worden, so wären sie Kaninchen geblieben. Man kann Kaninchen nicht zum Leben der Bienen oder Ameisen erziehen. Diese haben die Fähigkeit, Staaten zu bilden, Hasen haben sie nicht. Sich selbst überlassen, würde der Slawe nie über den engsten Familienkreis hinausgekommen sein.

Die nordisch-germanische Rasse hat den Staatsgedanken geboren und dadurch verwirklicht, daß sie dem einzelnen Zwang antut, sich in ein Ganzes zu fügen. Die Volkskraft, die im Blut unserer Menschen schlummert, zu wecken, ist die Aufgabe, die wir uns zu stellen haben.

Die slawischen Völker hingegen sind zu einem eigenen Leben nicht bestimmt. Das wissen sie, und wir dürfen ihnen nicht einreden, sie könnten das auch. Wir haben 1918 die baltischen Länder und die Ukraine geschaffen.[6] Wir haben aber heute kein Interesse an dem Fortbestand der ostbaltischen Staaten und an einer freien Ukraine. Rechristianisierung wäre der größte Fehler, denn das wäre Wiederorganisierung. Ich bin auch nicht für eine Universität in Kiew. Wir bringen ihnen das Lesen besser nicht bei. Sie lieben uns gar nicht, wenn wir sie mit Schulen quälen; es wäre schon falsch, sie auch nur auf eine Lokomotive zu stellen. Wir haben auch keinen Grund, mit einer Neuverteilung des Bodens anzufangen. Die Eingeborenen werden künftig aber weit besser leben als jetzt. Wir finden in ihnen die Menschen zur Bearbeitung des Bodens, der uns heute abgeht.

Wir werden ein Getreide-Exportland sein für alle in Europa, die auf Getreide angewiesen sind. In der Krim haben wir Südfrüchte, Gummipflanzen (mit 40 000 ha machen wir uns unabhängig), Baum-wolle. Die Pripjet-Sümpfe geben uns Schilf. Den Ukrainern liefern wir Kopftücher, Glasketten als Schmuck und was sonst Kolonialvölkern gefällt. Unsere Deutschen – das ist die Hauptsache – müssen eine festungsartig in sich geschlossene Gemeinschaft bilden, – der letzte Pferdebursche muß höher stehen als einer der Eingeborenen außerhalb dieser Zentren.

Für die deutsche Jugend wird das ein Gebiet sein, wo sie sich Vorarbeiten kann. Dänen, Holländer, Norweger, Schweden nehmen wir mit herein. Für den deutschen Soldaten haben wir die Übungsplätze, für die Luftwaffe die von ihr benötigten Räume. Wir dürfen es nicht so machen wie vor dem Krieg in den Kolonien, wo neben der deutschen Kolonial-Gesellschaft eigentlich nur kapitalistische Interessen am Werk waren. Der Deutsche soll das Gefühl für weite Räume bekommen. Wir müssen ihn in die Krim bringen und in den Kaukasus. Es ist ein Unterschied, ob man das auf der Landkarte sieht oder ob man einmal da gewesen ist. Die Bahn hat dabei die Funktion des Frachtverkehrsmittels, das Land wird uns durch die Straße erschlossen.

Die Leute träumen heute von einer großen Weltfriedenskonferenz. Lieber führe ich zehn Jahre Krieg, als daß ich mir den Sieg auf solche Weise wegstehlen lasse. Ich habe ja keine unmäßigen Ziele; im Grunde sind es lauter Gebiete, in denen einmal schon Germanen gesessen haben. Das deutsche Volk soll in diesen Raum hineinwachsen.

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[1] Zu Beginn des Ersten Weltkriegs mißlang die Umfassung der französischen Armeen. Der deutsche Vormarsch mußte 1914 infolge fehlender Kräfte und einer Krise am gefährdeten rechten Flügel an der Marne eingestellt werden. Am 9. September 1914 traten die deutschen Armeen den Rückzug an.

[2] Ion Antonescu, 1882-1946, 1937-1938 rumänischer Kriegsminister, vom 6. 9. 1940 – 23. 8. 1944 Staatsführer. Seit 1941 Marshall von Rumänien.

[3] Die Schlacht bei Kiew vom 21. 8.-27. 9. 1941, bei der laut Wehrmachtsbericht 665 000 Gefangene gemacht, 884 Panzerkampfwagen, 3718 Geschütze und sonstiges Kriegsgerät zerstört oder erbeutet wurden.

[4] Nikolaus Horthy von Nagybänya, 1868-1957, Flügeladjutant Kaiser Franz Josephs, im Ersten Weltkrieg Konteradmiral und letzter Oberbefehlshaber der österreichisch-ungarischen Flotte, 1. 3. 1920 – 15. 10. 1944 Reichsverweser des Königreichs Ungarn. Wurde von Hitler zur Abdankung gezwungen und in Bayern interniert.

[5] Michael Bakunin, 1814-1876, stammte aus einer adligen russischen Familie, kam in Paris mit Marx und Proudhon in Verbindung, beteiligte sich 1848 an der Revolution in Deutschland. Mitbegründer der 1. Internationale, überwarf sich aber mit Marx und wurde 1872 wegen anarchistischer Tendenzen ausgeschlossen.

[6] Über die Friedensverhandlungen mit Rußland in Brest-Litowsk, deren Scheitern, den deutschen Vormarsch und die Errichtung von Deutschland abhängiger Staaten im Baltikum und in der Ukraine vgl. Winfried Baumgart, Deutsche Ostpolitik 1918, Wien und München 1966.

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Henry Picker Hitler's Religion (book) Monologe im Führerhauptquartier Richard Carrier Richard Weikart

A note on sources

(excerpts)

by Richard Weikart

The authenticity of most of Hitler’s speeches and writings are uncontroversial, and I use them liberally. However, some have questioned Hitler’s Table Talks as a reliable source for discovering Hitler’s views on religion. In an interesting piece of detective work, Richard Carrier demonstrates convincingly that the English version of Hitler’s Table Talk is based on the translation of a problematic and possibly inauthentic text.[1] Thus, I do not use nor cite the English translation of Hitler’s Table Talk. However, even Carrier admits that the two German editions edited by Henry Picker and Werner Jochmann are generally reliable. Carrier was hoping that debunking Hitler’s Table Talk would demolish the image of Hitler as an anti-Christian that many scholars have built on this flawed document. Unfortunately for Carrier, Hitler is every bit as anti-Christian in the Jochmann and Picker editions.

The Picker and Jochmann editions of Hitler’s Table Talk monologues are very similar—indeed verbatim—in many passages. Each contains some passages not found in the other one. However, when comparing the many passages they share in common, most of them are identical, though occasionally there are very minor differences. Oddly, Carrier maintains that Picker is probably more reliable than Jochmann, but this is not the opinion of most scholars. I have read both editions and will rely mostly on Jochmann, though many of the passages I quote are in both editions. I will only use Picker sparingly and to confirm points Hitler made elsewhere, not to try to establish some unique point. We also need to remember that these monologues are not transcriptions of Hitler’s talks, but are reconstructions based on notes taken during the monologues. Based on some testimony of those present at these monologues, the renditions we have are generally accurate, since they were written immediately afterwards.

The only book Hitler published during his lifetime, Mein Kampf, poses a different kind of problem. It is notoriously unreliable as a memoir, and many scholars—myself included—consider some of the vignettes about his earlier life completely fictitious. It does, however, accurately convey Hitler’s ideology, as does Hitler’s Second Book, which was only discovered after World War II.

Two other contemporary sources—Joseph Goebbels’ diaries and the recently recovered Alfred Rosenberg diaries—confirm the general account of Hitler’s monologues. My book is one of the first to use Rosenberg’s diaries, which do not divulge anything that overturns our previous knowledge about Hitler, but rather corroborate other sources and provide some interesting details…

Where I use English language sources, in most cases I have read the original German to verify the accuracy of the translation.

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[1] Richard C. Carrier, ‘Hitler’s Table Talk: Troubling Findings’, German Studies Review, 26 (2003): 561-76.

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Monologe im Führerhauptquartier

Monologe im Führerhauptquartier, 18

Führerhauptquartier

auf 15. 9. 1941, nachts H/Fu.

Die Herrschaft des Untermenschentums 1918 erklärt sich daraus, daß auf der einen Seite der vierjährige Krieg einen starken Verlust bester Kräfte mit sich gebracht hatte, während andererseits das Verbrechertum im Mutterland gehegt war. Todesstrafen wurden so gut wie nicht verhängt. Es brauchten nur die Gefängnisse geöffnet zu werden, so hatte die revolutionäre Masse ihre Führung.[1]

Ich habe dem Reichsführer-SS Weisung gegeben, falls einmal mit inneren Unruhen zu rechnen sein sollte, alles aus der Welt zu räumen, was sich in den Konzentrationslagern findet; damit ist der Masse die Anführerschaft genommen.

Auch das alte Reich wußte im besetzten Gebiet eisern zuzugreifen; so sind Eisenbahnsabotage-Versuche in Belgien vom Grafen von der Goltz als Generalgouverneur damit geahndet worden,[2] daß er alle Dörfer im Umkreis von soundsoviel Kilometern hat niederbrennen lassen, nachdem die Bürgermeister erschossen, die Männer in Gefangenschaft gebracht und Frauen und Kinder abgeführt waren; so drei-, viermal und es ist nichts mehr vorgekommen. 1918 allerdings hat die Bevölkerung den zur Offensive marschierenden Kolonnen eine feindselige Haltung zum Ausdruck gebracht. Ich erinnere mich eines Ortskommandanten, der uns zugezischt hat: »Weitergehen!«, wie wir uns gegen Kerle, die uns die Zunge herausgestreckt haben, wenden wollten. Die Truppe wäre mit so etwas immer fertig geworden, aber die Juristen haben die Bevölkerung gegen die Truppe in Schutz genommen. Wie ich ihn hasse, diesen fiktiven Rechtsbegriff! Erst in Polen ist es vorgekommen, daß Juristen sich gegen die Truppe wenden wollten, die 60 Einwohner anliegender Straßen erschossen hatte als Entgeltung dafür, daß verwundete Deutsche dort niedergemacht worden waren.

Der Jurist eröffnet in solchem Fall ein Verfahren gegen Unbekannt, stellt eine Beweiserhebung an, bei der selbstverständlich nichts herauskommt, weil niemand dabei war; kennt man den Täter, so hütet man sich, einen Aktivisten zu verraten.

Sie begreifen nicht, daß in Notzeiten andere Gesetze gelten. Ich bin nur gespannt, ob sie den Burschen, der auf der »Bremen« aus reiner Lust am Feuer den Brand gelegt hat, zum Tode verurteilen werden. Ich habe Weisung gegeben, daß, wenn das nicht geschieht, der Kerl sofort erschossen wird.[3]

Der Staatsanwalt beantragt immer Todesstrafe, die Richter aber finden im Zweifel immer mildernde Umstände, so daß, wenn das Gesetz nebeneinander Tod, lebenslänglich Haft, Zuchthaus oder Gefängnis vorsieht, in der Regel auf Gefängnis erkannt wird.

An zweitausend Personen verschwinden jährlich spurlos, meist als Opfer von Sittlichkeitsverbrechern. Man weiß, daß es sich dabei um Gewohnheitsverbrecher handelt; aber sie werden von den Juristen gehegt, um nach einiger Zeit wieder losgelassen zu werden. Diese Untermenschen sind das Ferment der Staatsunterhöhlung. Sie unterscheiden sich im Typ in nichts von den Tieren, die sich in den Gefangenenlagern der Russen finden.

Die Juristen pflegen die Verantwortung für ihre Duldsamkeit auf den Gesetzgeber zu schieben; heute aber ist ihnen der Weg zur Härte bis zum Äußersten in jedem Falle freigegeben. Sie erkennen auf Gefängnis, weil da ihre Verantwortung geringer ist. Es fehlt ihnen der Mut.

Ein juristischer Wahnsinn ist, Menschen, die nicht gewillt sind, die Gesetze des Landes, in dem sie leben, zu respektieren, in den Genuß der Wohltaten gelangen zu lassen, die das Gesetz bietet.
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[1] Vgl. dazu das Gespräch vom 20. 8.1942, Dok. 177, in dem Hitler Reichsminister Thierack und Staatssekretär Rothenberger seine Auffassung über die Justiz im nationalsozialistischen Staat entwickelt.

[2] Colmar Frhr. von der Goltz, 1843-1916, 1914 Generalgouverneur in Belgien.

[3] Die »Bremen« – 51656 BRT – hatte unmittelbar vor Kriegsbeginn, am 30. 8. 1939 den New Yorker Hafen verlassen und am 6. 9. den sowjetischen Nordmeerhafen Murmansk angelaufen. Von dort war dem Schiff im Dezember der Durchbruch durch den Blockadering gelungen, am 12.12.1939 lief es in Wesermünde ein. 1940 wurde das Fahrgastschiff in Hamburg für das geplante Unternehmen »Seelöwe« als Truppentransporter umgebaut. Es lag danach am Columbuskai in Wesermünde und diente der Kriegsmarine als Wohnschiff. Am 16. 3. 1941 brannte es vollkommen aus. Den Brand hatte ein Schiffsjunge gelegt, der sich für eine Ohrfeige rächen wollte, die ihm ein Matrose gegeben hatte. Der Täter, obwohl noch nicht volljährig, wurde von einem Kriegsgericht zum Tode verurteilt und hingerichtet. Hitler hatte ein Gnadengesuch abgelehnt.

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Monologe im Führerhauptquartier

The Führer’s monologues, 1

For the context of these translations click here,
for this monologue in German, here.

Part One: Table talks # 1-74
– 5 July to 31 December 1941 –

 

Führer Headquarters Saturday, 5 July 1941

What we lack, he said, is a clear presentation of the will to live, the way of life of der Völker [the Germanic peoples]. The difference between the fascist and the Russian people’s movements is that the fascist involuntarily followed the path of the old Roman community formation, while the Russian tended in the direction of anarchy.

The Russian does not, by nature, strive for higher forms of community. The people can also live in such a way that there is no grouping of family units into a whole; if Russia has a state form in the occidental sense, it’s merely the result of coercion.

In a certain sense all human culture, the beautiful, is a result of coercion, of what we call education; but the Aryan peoples have a disposition to activity. A man like Krümel[1] is active from morning till night, another is always thinking; the Italian is industrious as a bee; for the Russian, the highest cultural creation is vodka, the ideal: to always do only what is necessary. Work in our sense and even more work, such as an Aryan might demand from him, are a nuisance to him.

It is questionable whether one can get along in Russia without the priest; the Pope has comforted the Russian about the fact that he is condemned to work; in return, he will be well off in the afterlife. The Russian will work if he is under an iron organisation, but he is unable to organise himself. Only the drop of Aryan blood in individual veins is what has given the Russian people inventions and state organisation.

A just regime belongs to the strong hand of rulership, who presupposes this in every leadership. But just as the horse, if it isn’t constantly kept in check, throws away all training in a flash—in America a few horses had run away and a few decades later the country had enormous herds of wild horses. The horse found its way back to nature so quickly, so the primal urge to return to nature is also always present in the Russian. For him, these are the forms of life in which the family exists. Like a mother hare, the Russian will care for her children with everything that belongs to motherhood. But that’s all the Russian wants. His rebellion against the coercion of state organisation—and it always means coercion because it curtails the freedom of the individual—is brutal and blindly cruel, as is always the reaction of the women. If he fails in this, he breaks down in self-recriminations; it is in these revolutions that he strives back to nature. Thus nihilism remains the form of his revolution.

The boss also said:

He believes that there was still oil in a thousand places; in the case of coal, we know how the coal reserves decrease: cavities form. When it comes to oil, we don’t know whether the cavities won’t fill up again from reservoirs invisible to us.

Man is perhaps the most dangerous microbe imaginable. He takes the whole earth without asking whether there might be substances of vital importance for life in another region, which he looks with the microscope for the cause of devastation that is felt on the surface of the earth.

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[1] The cook in Hitler’s special train was known by this joking name.

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Monologe im Führerhauptquartier

Monologe im Führerhauptquartier, 17

Führerhauptquartier

14 auf 20. 8. 1941, nachts
H/Fu.

Wenn man dem deutschen Volke etwas Gutes wünschen will, dann wäre es, alle fünfzehn bis zwanzig Jahre einen Krieg zu haben. Eine Wehrmacht, deren einziges Ziel es ist, den Frieden zu erhalten, führt zu einem Soldat-Spielen – man betrachte nur Schweden oder die Schweiz -, oder sie wird eine Gefahr im Sinne revolutionärer Einstellung.

Wenn man mir vorhält, hundert- oder zweihunderttausend Menschen sind durch deine Kriegführung ums Leben gekommen, so kann ich dem entgegenhalten: Durch meine bisherige Tätigkeit hat die deutsche Nation schon über zweieinhalb Millionen Menschen mehr bekommen; verlange ich zehn Prozent davon als Opfer, habe ich neunzig Prozent gegeben; ich hoffe, daß wir in zehn Jahren mindestens zehn bis fünfzehn Millionen Deutsche mehr auf der Welt sind; ob Mann oder Frau, ist gleichgültig; ich schaffe die Lebensvoraussetzungen.

Das Leben ist grausam. Werden, Sein und Vergehen, es ist immer ein Töten; alles, was geboren wird, muß wieder sterben, ob durch Krankheit, Unfall oder Krieg, es bleibt das gleiche. Nur können die, denen der Krieg Wunden geschlagen hat, einen Trost finden darin, daß ihr Opfer um der Zukunft des Volkes willen gebracht ist.

Viele große Männer waren die sechsten, siebenten Kinder! Wenn ich einen Menschen töte, der da ist, weiß ich, was verlorengeht. Was durch die Geburten-Beschränkung getötet wird, weiß ich nicht. Der Mensch, den ich vor der Geburt töte, ist das ewige Rätsel. Die Kriege führen zum Geburten-Reichtum, sie sind die Lehre, nicht in den Fehler zu verfallen, mit einem Kind sich zufrieden zu geben.

Es darf nicht von England abhängen, ob die Völker des Kontinents zu leben haben. Die Ukraine und dann das Wolga-Becken werden einmal die Kornkammern Europas sein. Wir werden ein Vielfaches dessen ernten, was jetzt auf diesem Boden wächst. Dabei hatte Rußland mit seinen 170 Millionen Menschen im Zarenreich nie Hunger gelitten. Und auch mit Eisen versorgen wir Europa. Wenn Schweden einmal nicht will, gut, dann nehmen wir es aus dem Osten. Die belgische Industrie kann ihre Erzeugnisse – billige Gebrauchsgegenstände – gegen Getreide aus diesen Gebieten tauschen; aus Thüringen und dem Erzgebirge zum Beispiel können wir unsere armen Arbeiterfamilien herausnehmen, um ihnen große Räume zu geben.

In den besetzten ukrainischen Gebieten strömt das Volk in die Kirchen. Ich hätte nichts dagegen, wenn, wie jetzt, alte russische Bauern den Gottesdienst halten; dagegen müssen wir überlegen, ob wir die Priester wieder kommen lassen; im Priestertum hat, wie ich einer Denkschrift entnehme, die russische Opposition die Basis zu einer panslawistischen Bewegung gegeben geglaubt.[1]

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[1] Auf welche Denkschrift sich Hitler hier bezieht, ist nicht zu ermitteln. Die deutsche Militärverwaltung verhielt sich in Rußland den Kirchen gegenüber zunächst wohlwollend. Auch der Reichsminister für die besetzten Ostgebiete wollte aus taktischen Gründen Rücksicht nehmen. In seinen Instruktionen vom 8. 5.1941 hieß es: »Kirchenpolitisch kann durch Toleranzedikte eine Freiheit des rein religiösen Glaubens gewährleistet werden ohne jede staatliche Verpflichtung«. (IMG Bd. XXVI, 1030-PS, S. 597). Bormann und Heydrich widersetzten sich diesen Plänen. Hitler erklärte in einer Besprechung am 16. 7. 1941, »die Tätigkeit von Kirchen käme keinesfalls in Frage« (IMG Bd. XXXVIII, 221-L, S. 93).

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Monologe im Führerhauptquartier

Monologe im Führerhauptquartier, 16

Führerhauptquartier [1]

Nacht vom 8. auf 9. 8. 1941 Nacht vom 9. auf 10. 8., 10. 8. 1941 mittags
10. 8. 1941 abends

Nacht vom 10. auf 11.8. 1941 H/Fu.

Die Geburtsstätte des englischen Selbstbewußtseins ist Indien. Vor 400 Jahren hatten die Engländer nichts davon. Die Riesenräume haben sie gezwungen, mit wenigen Menschen Millionen zu regieren. Mitbestimmend dabei war die Schwierigkeit der Versorgung größerer europäischer Einheiten mit Lebensmitteln und Gebrauchsgegenständen. Mit dieser Handvoll Leute das Leben der neuen Kontinente reglementieren zu wollen, konnte den Engländern nicht in den Sinn kommen; es hat auch keine anglikanische Missionstätigkeit gegeben. Das hatte das Gute, daß die fremden Kontinente ihre heiligen Güter nicht angetastet sahen.

Der Deutsche hat sich überall in der Welt dadurch verhaßt gemacht, daß, wo er auftrat, er den Lehrer zu spielen anfing. Den Völkern war dadurch nicht der mindeste Dienst erwiesen, denn die ihnen vermittelten Werte waren für sie keine Werte. Der Pflichtbegriff in unserem Sinne existiert in Rußland nicht. Warum den Russen dazu erziehen wollen?

Der »Reichsbauer« soll in hervorragend schönen Siedlungen hausen. Die deutschen Stellen und Behörden sollen wunderbare Gebäulichkeiten haben, die Gouverneure Paläste. Um die Dienststellen herum baut sich an, was der Aufrechterhaltung des Lebens dient. Und um die Stadt ist auf 30-40 km ein Ring gelegt von schönen Dörfern, durch die besten Straßen verbunden. Was dann kommt, ist die andere Welt, in der wir die Russen leben lassen wollen, wie sie es wünschen; nur daß wir sie beherrschen. Im Falle einer Revolution brauchen wir dann nur ein paar Bomben zu werfen auf deren Städte, und die Sache ist erledigt. Einmal im Jahr wird dann ein Trupp Kirgisen durch die Reichshauptstadt geführt, um ihre Vorstellung mit der Gewalt und Größe ihrer steinernen Denkmale zu erfüllen.

Was für England Indien war, wird für uns der Ostraum sein. Wenn ich dem deutschen Volk nur eingeben könnte, was dieser Raum für die Zukunft bedeutet! Kolonien sind ein fraglicher Besitz; diese Erde ist uns sicher. Europa ist kein geographischer, sondern ein blutsmäßig bedingter Begriff. Man versteht jetzt, wie die Chinesen dazu gekommen sind, sich zum Schutz gegen die ewigen Einfälle der Mongolen mit einer Mauer zu umgeben, und man ist versucht, sich einen Riesenwall zu wünschen, der den neuen Osten gegen die mittelasiatischen Massen schirmt, aller Geschichte zum Trotz, die lehrt, daß im beschirmten Raum eine Erschlaffung der Kräfte eintritt! Am Ende ist die beste Mauer immer noch ein lebender Wall.

Wenn ein Land zu Evakuierungen ein Recht hat, so sind wir es, weil wir unsere eigenen Menschen wiederholt evakuiert haben: Aus Ostpreußen allein sind 800 000 Menschen ausgesiedelt worden. Wie empfindsam wir Deutschen sind, läßt sich daran erkennen, daß es uns ein Äußerstes an Brutalität zu sein schien, unser Land von den 600 000 Juden zu befreien, während wir die Evakuierung unserer eigenen Menschen widerspruchslos als etwas hingenommen haben, das sein muß. Wir dürfen von Europa keinen Germanen mehr nach Amerika gehen lassen. Die Norweger, Schweden, Dänen, Niederländer müssen wir alle in die Ostgebiete hereinleiten; das werden Glieder des Deutschen Reiches. Wir stehen vor der großen Zukunftsaufgabe, planmäßig Rassenpolitik zu treiben. Wir müssen das schon deshalb tun, um der Inzucht zu begegnen, die bei uns Platz greift. Die Schweizer werden wir allerdings nur als Gastwirte verwenden können.

Sümpfe wollen wir nicht bewältigen. Wir nehmen nur die bessere Erde und zunächst die allerbesten Gründe. Im Sumpfgebiet können wir einen riesigen Truppenübungsplatz anlegen von 350 auf 400 km, mit Strömen drin und allem Hindernis, das die Natur der Truppe bieten kann.

Es ist keine Frage, daß es für unsere kampfgeübten Divisionen ein Kleines wäre, heute über ein englisches Landheer Herr zu werden. England ist schon deshalb unterlegen, weil es im eigenen Land gar keine Ubungsmöglichkeiten hat; da müßten zuviel Schlösser verschwinden, wollten sie sich entsprechend große Räume erschließen.

Es hat in der Weltgeschichte bislang nur drei Vernichtungsschlachten gegeben: Cannae, Sedan und Tannenberg. Wir können stolz darauf sein, daß zwei davon von deutschen Heeren erfochten wurden. Dazu kommen jetzt unsere Schlachten in Polen, im Westen und heute im Osten. Alles andere sind Verfolgungsschlachten, auch Waterloo. Von der Schlacht im Teutoburger Wald machen wir uns falsche Vorstellungen; schuld daran ist die Romantik unserer Geschichtsprofessoren. Im Wald konnte man damals so wenig wie heute Kämpfe führen.

Was den russischen Feldzug angeht, standen sich zwei Vorstellungen gegenüber. Die eine: Stalin werde die Rückzugstaktik von 1812 wählen; die andere: wir würden mit erbittertem Widerstand zu rechnen haben; mit dieser stand ich ziemlich vereinsamt. Ich sagte mir, daß ein Aufgeben der Industriezentren Petersburg [Leningrad] und Charkow einer Selbstaufgabe gleichkommt, daß Rückzug unter diesen Umständen soviel wie Vernichtung ist und daß der Russe deshalb auf jeden Fall versuchen werde, diese Positionen zu halten. So ist dann auch der Einsatz unserer Kräfte erfolgt, und die Entwicklung hat mir recht gegeben.

Amerika würde, und wenn es vier Jahre wie wahnsinnig arbeiten wollte, das nicht zu ersetzen vermögen, was die russische Armee bis jetzt verloren hat. Wenn Amerika England Hilfestellung leistet, so geschieht das immer nur in der Erwägung, dem Augenblick näher zu kommen, wo man England zu beerben in der Lage ist.

Ich werde es nicht mehr erleben, aber ich freue mich für das deutsche Volk, daß es eines Tages mit ansehen wird, wie England und Deutschland vereint gegen Amerika antreten. Deutschland und England werden wissen, was eins vom anderen zu erwarten hat, und wir haben dann den rechten Bundesgenossen gefunden: Sie sind von beispielloser Frechheit, aber ich bewundere sie doch. Da haben wir noch viel zu lernen.

Wenn einer den Sieg unserer Waffen im Gebet erfleht, so ist es der Schah von Persien. Sobald wir bei ihm unten sind, hat er von England nichts mehr zu befürchten.[2]

Das erste wird sein, daß wir mit der Türkei einen Freundschaftsbund auf der Basis schließen, daß ihr der Schutz der Dardanellen überlassen ist. Keine Macht soll dort etwas zu suchen haben.

Was die Planmäßigkeit der Wirtschaft angeht, stehen wir noch ganz in den Anfängen und ich stelle mir vor, es ist etwas wunderbar Schönes, eine gesamtdeutsche und europäische Wirtschaftsordnung aufzubauen. Was würde beispielsweise allein damit gewonnen sein, daß es uns gelingt, die Wasserdämpfe, wie sie heute bei der Gasgewinnung entstehen, aber für die Wärmewirtschaft verlorengehen, zur Beheizung von Gewächshäusern zu verwenden, die unsere Städte den ganzen Winter über mit Frischgemüse und Früchten versehen müßten. Es gibt nichts Schöneres als Gartenwirtschaft. Ich habe bisher geglaubt, eine Wehrmacht könnte ohne Fleisch nicht auskommen; jetzt erfahre ich, daß die Heere der Antike sich nur in Zeiten der Ernährungsnot gezwungen gesehen haben, zum Fleisch zu greifen, daß sich die Heeresverpflegung der Römer fast ganz auf Getreide aufgebaut hat.

Nimmt man zusammen, was im europäischen Raum – Deutschland, England, nordische Länder, Frankreich, Italien – an Kräften zu schöpferischer Gestaltung schlummert, was sind daneben die amerikanischen Möglichkeiten?

England weist stolz auf die Bereitschaft der Dominions, zum Empire zu stehen. Gewiß, eine solche Bereitschaft ist etwas Schönes, aber: sie besteht nur so lange, als eine starke Zentralgewalt in der Lage ist, sie zu erzwingen.

Gewaltig wird sich auswirken, daß es über das ganze neue Reich weg nur eine Wehrmacht, eine SS, eine Verwaltung gibt!

Wie die in den Ring ihrer Mauern gezwungene Altstadt andere Baulinien hat als die moderne Stadtrandsiedlung, so werden wir die neuen Räume auf andere Weise als das Altreich regieren. Entscheidend ist nur, daß einheitlich geschieht, was geschehen soll.

Für den Bereich der Ostmark war es das Richtige, den Zentralstaat auf Kosten von Wien zu zerschlagen und die Kronländer wiederherzustellen. Mit einem Schlage ist damit eine Unzahl von Reibungsflächen verschwunden: Jeder der Gaue ist glücklich, sein eigener Herr zu sein.

Die Waffen der Zukunft? In erster Linie das Landheer, dann die Luftwaffe und erst an dritter Stelle die Seemacht! 400 Tanks im Sommer 1918, und wir würden den Weltkrieg gewonnen haben. Es war unser Unglück, daß die damalige Führung die Bedeutung der technischen Waffen nicht rechtzeitig erkannt hat.

Die Luftwaffe ist die jüngste Waffe, aber sie hat im Laufe weniger Jahrzehnte die größten Fortschritte gemacht, und noch kann nicht gesagt werden, daß sie auf dem Höhepunkt ihrer Möglichkeiten angelangt ist.

Die Marine dagegen hat seit dem Weltkrieg so gut wie keine Veränderung erfahren. Es ist etwas Tragisches, daß der Schlachtkreuzer, ein Inbegriff menschlicher Leistung in der Bewältigung des Materials, angesichts der Entwicklung der Luftwaffe zur Bedeutungslosigkeit herabgesunken ist. Er ist vergleichbar mit dem technischen Wunder, welches am Ende des Mittelalters ein mit seinem Pferd in prächtiger Rüstung geharnischter Ritter dargestellt hat.

Dabei entsprechen im Herstellungs-Aufwand einem Schlachtschiff tausend Bomber, und wieviel Zeit erfordert der Bau eines Schlachtschiffes! Sobald der geräuschlose Torpedo erfunden ist, bedeuten hundert Flugzeuge den Tod des Kreuzers. Und heute schon wird sich im Hafen kein großes Schlachtschiff mehr aufhalten können.

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[1] Dieses Gespräch ist von Picker fälschlich auf den 8.-10. September 1941 datiert worden.

[2] Im August 1941 wurde Persien von britischen und sowjetischen Truppen besetzt, um den Transport von Waffen und Versorgungsgütern für die Sowjetunion durch den Persischen Golf zu sichern. Schah Reza Chan Pahlewi dankte am 16. 9. 1941 zugunsten seines Sohnes Mohammed Reza Pahlewi ab.

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Monologe im Führerhauptquartier

Monologe im Führerhauptquartier, 15

Führerhauptquartier

8. 1941, abends H/Fu.

Wenn man, wie Rußland, sein Land abschließt, dann nur, um keinen Vergleichs- Maßstab zu geben. Stalin mußte in den baltischen Ländern den Bolschewismus einführen, weil das Leben dort seiner Besatzungs-Armee einen unzuträglichen Vergleichs-Maßstab bedeutet haben würde; zunächst wollte er es gar nicht.[1]

Wir wollen Deutschland so gestalten, daß, wer zu uns kommt, von seinen Vorstellungen geheilt ist. Auf zwingen will ich den Nationalsozialismus aber niemandem. Wenn einer sagt, die anderen blieben ja doch Demokraten, gut, sie sollen unter allen Umständen liberale Demokraten bleiben; die Franzosen zum Beispiel sollen ihre Parteien behalten, je mehr Sozialrevolutionäre Bewegungen sie besitzen, desto besser für uns; es ist schon ganz recht, wie wir es jetzt machen: Viele Franzosen werden sich nicht danach sehnen, daß wir Paris verlassen, sie sind ihrer Verbindung mit uns wegen den Vichy-Franzosen verdächtig; wie Vichy umgekehrt vielleicht nicht ungern sieht, daß wir in Paris sitzen, weil man mit revolutionären Bewegungen zu rechnen hat.[2]

Bei der endgültigen Gestaltung der Wirtschaft werden wir darauf achten müssen, daß die animalischen Bestände an Umfang zunehmen. Sehr wichtig sind 400 000 ha Gummipflanzen zur Deckung unseres Bedarfs.[3]

Die Ausnutzung der Wasserkräfte ist bei uns auf Grund der Macht der privatkapitalistischen Interessen noch ganz in den Anfängen. Die Großwasserkraft muß sich in erster Linie an die Großabnehmer, die chemische Industrie zum Beispiel, halten.

Im übrigen wird aber geradezu prämiert werden müssen die Gewinnung jeder Pferdekraft im Stil unserer früheren Mühlenkraftnutzung: Das Wasser rinnt, man braucht sich nur eine Stufe zu bauen und hat, was man braucht, während die Kohle eines Tages zu Ende geht, ist das Wasser immer neu da. Das kann man alles ganz anders auswerten als jetzt. Man kann Stufe hinter Stufe bauen und das kleinste Gefälle nutzbar machen, erhält dabei einen gleichmäßigen Wasserablauf und man kann bombensicher bauen. Das neue Fischer’sche Verfahren ist eine der genialsten Erfindungen, die je gemacht worden sind.[4]

Norwegen muß für uns einmal eine Elektrizitäts-Zentrale werden für Nord-Europa. Dann haben die Norweger endlich einmal eine europäische Mission zu erfüllen. Wie es in Schweden ist, weiß ich nicht. In Finnland geht es ja leider nicht.

Wenn alle unsere Städte das Münchener Faulschlamm-Verfahren zur Gas-Gewinnung ausnutzen würden (12% vom normalen Gasbedarf werden in München damit gedeckt), so machte das etwas Ungeheueres aus. In der Welser Heide kommt das Gas aus der Erde: die Stadt Wels ist davon geheizt; ich würde mich nicht wundern, wenn dort eines Tages auch Petroleum erschlossen würde.

Aber die Zukunft ist sicher: Wasser, Winde, die Gezeiten; als Heizkraft wird man wahrscheinlich Wasserstoffgas verwenden.

machte das etwas Ungeheueres aus. In der Welser Heide kommt das Gas aus der Erde: die Stadt Wels ist davon geheizt; ich würde mich nicht wundern, wenn dort eines Tages auch Petroleum erschlossen würde.

Aber die Zukunft ist sicher: Wasser, Winde, die Gezeiten; als Heizkraft wird man wahrscheinlich Wasserstoffgas verwenden.

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[1] Im geheimen Zusatzprotokoll zum deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakt vom 23. 8. 1939 war die nördliche Grenze Litauens zur Grenze der Interessensphäre Deutschlands erklärt worden. Lettland und Estland fielen in den Interessenbereich der UdSSR. Die Regierungen der baltischen Staaten sahen sich in der Folgezeit gezwungen, dem sowjetischen Druck nachzugeben und Verträge abzuschließen, in denen sie den Sowjets Flotten- und Flugzeugstützpunkte einräumten. Im Juni 1940 nutzte die Sowjetunion die außenpolitische Konstellation zur Aufhebung der Souveränität dieser Staaten. Am 15. 6. 1940 gab die litauische Regierung ihre Zustimmung zum Einmarsch der Roten Armee, am 17. 6. rückten sowjetische Verbände in Lettland und Estland ein. Ende Juli war die Umgestaltung der Staaten in sozialistische Sowjetrepubliken vollzogen. Philipp W. Fabry, Die Sowjetunion und das Dritte Reich. Stuttgart 1971, S. 95 ff., bes. 145 ff.

[2] Nach dem Waffenstillstand, der nach der militärischen Niederlage Frankreichs mit Deutschland geschlossen wurde und am 25. 6. 1940 in Kraft trat, blieben drei Fünftel des französischen Staatsgebiets (vornehmlich die Nord- und Ostprovinzen und ein breiter Streifen der Atlantikküste) mit der Hauptstadt Paris von den Deutschen besetzt. Das unbesetzte Frankreich wurde durch eine Demarkationslinie vom besetzten Gebiet abgetrennt. Die Regierung Petain verlegte ihren Regierungssitz am 1. Juli 1940 in den Badeort Vichy.

[3] Weiter unten, Dok. Nr. 19 und 29, spricht Hitler jeweils von 40000 ha Anbaufläche für Gummipflanzen

[4] Das im Kaiser-Wilhelm-Institut für Kohleforschung 1926 entwickelte Fischer-Tropsch-Verfahren.

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Monologe im Führerhauptquartier

Monologe im Führerhauptquartier, 14

Führerhauptquartier

8. 1941, abends H/Fu.

Wie die Jägerei das Wild hegt, um es bei Gelegenheit umbringen zu können, so hegen die Juristen die Unterwelt. Die größte Gefahr ist die große Bedeutung, die der ersten Strafe beigemessen wird. Prügelstrafe wäre da wirklich viel besser als Freiheitsstrafe. Im Gefängnis und Zuchthaus kommt der Bestrafte gleich in die rechte Schule. Er wird belehrt, wie man es anstellen muß. Zunächst wird ihm gesagt, wie blöd er das angefangen hat. Der weitere Aufenthalt ist ein fortgesetzter Unterricht.

Bei einer anderen Gelegenheit:

Gruppenführer Sch[aub][1] knüpft an einen Zeitungsbericht über eine eben in Berlin geschehene Mordtat die Frage, wie lange es wohl wieder dauern werde, bis die Tat abgeurteilt ist.

Der Chef: In so einem Fall sehe ich auch keinen Sinn in einem langwierigen förmlichen Verfahren zur Prüfung der Frage der Schuld, denn, gleich, ob zurechnungsfähig oder nicht, der Mensch muß verschwinden.

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[1] Julius Schaub, 1898-1968, war zunächst Hitlers Fahrer, dann sein »persönlicher Begleiter«, von 1933-1945 Adjutant, zuletzt im Range eines SS-Obergruppenführers.

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Monologe im Führerhauptquartier

Monologe im Führerhauptquartier, 13

Führerhauptquartier

8. 1941, mittags H/Fu.

Es ist kein Wunder, daß der Kommunismus in Sachsen sein stärkstes Bollwerk hatte und daß wir die sächsischen Arbeiter nur ganz allmählich gewonnen haben, wie auch, daß sie jetzt zu den Treuesten gehören: Das dortige Bürgertum war von einer geradezu blödsinnigen Borniertheit. In den Augen der sächsischen Wirtschaft waren auch wir Kommunisten; wer eintritt für eine soziale Gleichstellung der Masse ist bolschewistisch! Was man an der sächsischen Heimarbeit gesündigt hat, ist unvorstellbar. Es war das eine Plutokratie wie heute in England. In Sachsen war von der Wehrmacht bereits ein allmählicher Zerfall des Volksmaterials festgestellt. Ich werfe keinem von den kleinen Leuten vor, daß er Kommunist war; vorzuwerfen habe ich es nur einem Intellektualisten: Er wußte, daß die Not ihm Mittel zu einem Zweck war. Betrachtet man dieses Geschmeiß von Bürgertum, dann wird man jetzt noch rot. Die Masse ist den Weg gegangen, der allein möglich ist. Am nationalen Leben hatte der Arbeiter keinen Anteil: Zur Enthüllung eines Bismarck-Denkmals zum Beispiel oder zu einem Stapellauf war nie eine Arbeiter-Delegation eingeladen, man sah da nur Zylinder und Uniformen. Für mich ist der Zylinder identisch mit der Bourgeoisie. Es gibt nichts Schöneres, als die alte »Woche« anzuschauen,[1]ich habe die Jahrgänge. Ich kann nur sagen, das muß man studieren: beim Stapellauf nur Zylinder, auch noch nach der Revolution; das Volk war lediglich Staffage für die Anfahrt der hohen und höchsten Herrschaften. Der Kaiser hat einmal eine Arbeiter-Delegation empfangen; die hat er so angeschnauzt, er hat sie sofort verwarnt, er würde ihnen die kaiserliche Gnade entziehen. In ihren Bezirksversammlungen brauchten die Delegierten bloß die kaiserliche Rede zu interpretieren. Im Krieg war es dann zu spät, andererseits war man aber auch zu feige und hat nicht gewagt, der Sozialdemokratie den Kopf zu zertreten. Bismarck wollte das, daneben die soziale Gesetzgebung, ein Weg, der bei konsequenter Verfolgung innerhalb von zwanzig Jahren zum Ziel geführt haben würde.

Thälmann, das ist der Typ dieses kleinen Mannes, der nicht anders handeln konnte. Das Schlechte bei ihm ist, daß er nicht so klug war wie zum Beispiel Torgler. Er war der geistig Beschränktere; deshalb konnte ich Torgler laufen lassen, während ich ihn zurückhalte, nicht aus Rache, sondern nur, weil er eine Gefahr bedeutet.[2] Sobald die große Gefahr in Rußland beseitigt ist, kann er hingehen, wohin er will. Die Sozialdemokratie brauchte ich nicht festzusetzen, weil es keinen ausländischen Staat gab, bei dem sie hätte Schaden stiften können. Der Pakt mit Rußland hätte mich nie bestimmt, der Gefahr im Innern gegenüber eine andere Haltung einzunehmen.50 Aber an sich sind mir unsere Kommunisten tausendmal sympathischer als zum Beispiel ein Starhemberg;51 es waren robuste Naturen, die, wenn sie länger in Rußland gewesen wären, vollkommen geheilt zurückgekommen sein würden.

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[1] Die Woche, eine im März 1899 in Berlin gegründete, politisch parteilose illustrierte Wochenschrift, die im Scherl-Verlag erschien.

[2] Ernst Thälmann, 1886-1944, Vorsitzender der KPD 1925-1933; am 3. März 1933 verhaftet, über elf Jahre in Einzelhaft in Moabit, Hannover und Bautzen, am 18. 8. 1944 im Konzentrationslager Buchenwald erschossen.

Ernst Torgier, 1893-1963, 1924-1933 Mitglied des Reichstags, 1929-1933 Fraktionsvorsitzender der KPD. Einer der Hauptangeklagten im Reichstagsbrandprozeß. Wurde freigesprochen und 1935 aus der anschließend über ihn verhängten Schutzhaft entlassen, nachdem er den Nationalsozialisten Material für deren antikommunistische Propaganda geliefert hatte. 1935 aus der KPD ausgeschlossen.

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Monologe im Führerhauptquartier

Monologe im Führerhauptquartier, 12

Führerhauptquartier

Nacht vom 1. auf 2. 8. 1941 H/Fu.

Man verlangt immer von mir, ich solle etwas sagen zum Lob der Bürokratie. Ich kann das nicht. Gewiß, wir haben eine saubere Verwaltung, unbestechlich, peinlich genau. Aber: sie ist überorganisiert, zum Teil überbesetzt; und dann, man schaut nicht auf den Erfolg, man kennt nicht die Zubilligung einer bestimmten Verantwortlichkeit für bestimmte Funktionen, alles wird abhängig gemacht; dazu das ewige Kleben an Sitzen: Einen Wehrmachtsteil ausgenommen, haben wir bei der Wehrmacht jetzt tatsächlich eine viel größere Lockerung darin als im zivilen Sektor. Bei doch vielfach unzureichender Besoldung!

Und dann die fixe Idee, die Gesetzgebung dürfe stets nur reichseinheitlich sein. Warum nicht eine Vorschrift für einen Teil des Reiches? Sie bilden sich ein, Rechtseinheit heißt: besser schlecht und einheitlich, als gut und nicht einheitlich. Was sein muß, ist lediglich, daß die Führung einen Überblick über die Tätigkeit der Verwaltung und die Fäden in der Hand behält. Die Wehrmacht kennt höchste Auszeichnung für den, der, gegen einen Befehl handelnd, aus seiner Einsicht und Entschlußkraft eine Situation gerettet hat. In der Verwaltung kostet Abgehen von der Vorschrift immer den Kopf: Die Ausnahme ist ihr ein fremder Begriff. Ihr fehlt deshalb auch der Mut zur großen Verantwortung.

Das einzige, was gut ist, das ist, daß wir allmählich einen Kontinent zu verwalten kriegen. Da verbietet schon der verschiedene Sonnenstand die »Einheitlichkeit«. Wir sind gezwungen, mit einer Handvoll Leuten Bezirke von 300 auf 500 km Ausdehnung zu regieren. Selbst-verständlich wird der Polizei da die Pistole locker sitzen müssen. Die Männer der Partei werden das schon richtig machen. Ein Lehrgeld wird bezahlt werden müssen: Mißgriffe sind nicht immer vermeidlich; aber was macht das schon, wenn mir in zehn Jahren gemeldet wird: Danzig, Elsaß-Lothringen ist deutsch, wobei allerdings in Colmar drei und vier, dort fünf und da zehn Mißgriffe vorgekommen sind. Wir können sie in Kauf nehmen, wenn wir nur die Provinzen nicht verlieren. Nach zehn Jahren haben wir eine Auslese, von der wir sofort wissen: dafür können wir auf den, dafür auf jenen [zurück-] greifen, wenn bestimmte Neuaufgaben ihre Meister verlangen.

Es wird sich dann ein neuer Typ von Menschen herausschälen, richtige Herren-Naturen, die man freilich im Westen nicht einsetzen kann: Vize-Könige.