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Monologe im Führerhauptquartier

Monologe im Führerhauptquartier, 15

Führerhauptquartier

8. 1941, abends H/Fu.

Wenn man, wie Rußland, sein Land abschließt, dann nur, um keinen Vergleichs- Maßstab zu geben. Stalin mußte in den baltischen Ländern den Bolschewismus einführen, weil das Leben dort seiner Besatzungs-Armee einen unzuträglichen Vergleichs-Maßstab bedeutet haben würde; zunächst wollte er es gar nicht.[1]

Wir wollen Deutschland so gestalten, daß, wer zu uns kommt, von seinen Vorstellungen geheilt ist. Auf zwingen will ich den Nationalsozialismus aber niemandem. Wenn einer sagt, die anderen blieben ja doch Demokraten, gut, sie sollen unter allen Umständen liberale Demokraten bleiben; die Franzosen zum Beispiel sollen ihre Parteien behalten, je mehr Sozialrevolutionäre Bewegungen sie besitzen, desto besser für uns; es ist schon ganz recht, wie wir es jetzt machen: Viele Franzosen werden sich nicht danach sehnen, daß wir Paris verlassen, sie sind ihrer Verbindung mit uns wegen den Vichy-Franzosen verdächtig; wie Vichy umgekehrt vielleicht nicht ungern sieht, daß wir in Paris sitzen, weil man mit revolutionären Bewegungen zu rechnen hat.[2]

Bei der endgültigen Gestaltung der Wirtschaft werden wir darauf achten müssen, daß die animalischen Bestände an Umfang zunehmen. Sehr wichtig sind 400 000 ha Gummipflanzen zur Deckung unseres Bedarfs.[3]

Die Ausnutzung der Wasserkräfte ist bei uns auf Grund der Macht der privatkapitalistischen Interessen noch ganz in den Anfängen. Die Großwasserkraft muß sich in erster Linie an die Großabnehmer, die chemische Industrie zum Beispiel, halten.

Im übrigen wird aber geradezu prämiert werden müssen die Gewinnung jeder Pferdekraft im Stil unserer früheren Mühlenkraftnutzung: Das Wasser rinnt, man braucht sich nur eine Stufe zu bauen und hat, was man braucht, während die Kohle eines Tages zu Ende geht, ist das Wasser immer neu da. Das kann man alles ganz anders auswerten als jetzt. Man kann Stufe hinter Stufe bauen und das kleinste Gefälle nutzbar machen, erhält dabei einen gleichmäßigen Wasserablauf und man kann bombensicher bauen. Das neue Fischer’sche Verfahren ist eine der genialsten Erfindungen, die je gemacht worden sind.[4]

Norwegen muß für uns einmal eine Elektrizitäts-Zentrale werden für Nord-Europa. Dann haben die Norweger endlich einmal eine europäische Mission zu erfüllen. Wie es in Schweden ist, weiß ich nicht. In Finnland geht es ja leider nicht.

Wenn alle unsere Städte das Münchener Faulschlamm-Verfahren zur Gas-Gewinnung ausnutzen würden (12% vom normalen Gasbedarf werden in München damit gedeckt), so machte das etwas Ungeheueres aus. In der Welser Heide kommt das Gas aus der Erde: die Stadt Wels ist davon geheizt; ich würde mich nicht wundern, wenn dort eines Tages auch Petroleum erschlossen würde.

Aber die Zukunft ist sicher: Wasser, Winde, die Gezeiten; als Heizkraft wird man wahrscheinlich Wasserstoffgas verwenden.

machte das etwas Ungeheueres aus. In der Welser Heide kommt das Gas aus der Erde: die Stadt Wels ist davon geheizt; ich würde mich nicht wundern, wenn dort eines Tages auch Petroleum erschlossen würde.

Aber die Zukunft ist sicher: Wasser, Winde, die Gezeiten; als Heizkraft wird man wahrscheinlich Wasserstoffgas verwenden.

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[1] Im geheimen Zusatzprotokoll zum deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakt vom 23. 8. 1939 war die nördliche Grenze Litauens zur Grenze der Interessensphäre Deutschlands erklärt worden. Lettland und Estland fielen in den Interessenbereich der UdSSR. Die Regierungen der baltischen Staaten sahen sich in der Folgezeit gezwungen, dem sowjetischen Druck nachzugeben und Verträge abzuschließen, in denen sie den Sowjets Flotten- und Flugzeugstützpunkte einräumten. Im Juni 1940 nutzte die Sowjetunion die außenpolitische Konstellation zur Aufhebung der Souveränität dieser Staaten. Am 15. 6. 1940 gab die litauische Regierung ihre Zustimmung zum Einmarsch der Roten Armee, am 17. 6. rückten sowjetische Verbände in Lettland und Estland ein. Ende Juli war die Umgestaltung der Staaten in sozialistische Sowjetrepubliken vollzogen. Philipp W. Fabry, Die Sowjetunion und das Dritte Reich. Stuttgart 1971, S. 95 ff., bes. 145 ff.

[2] Nach dem Waffenstillstand, der nach der militärischen Niederlage Frankreichs mit Deutschland geschlossen wurde und am 25. 6. 1940 in Kraft trat, blieben drei Fünftel des französischen Staatsgebiets (vornehmlich die Nord- und Ostprovinzen und ein breiter Streifen der Atlantikküste) mit der Hauptstadt Paris von den Deutschen besetzt. Das unbesetzte Frankreich wurde durch eine Demarkationslinie vom besetzten Gebiet abgetrennt. Die Regierung Petain verlegte ihren Regierungssitz am 1. Juli 1940 in den Badeort Vichy.

[3] Weiter unten, Dok. Nr. 19 und 29, spricht Hitler jeweils von 40000 ha Anbaufläche für Gummipflanzen

[4] Das im Kaiser-Wilhelm-Institut für Kohleforschung 1926 entwickelte Fischer-Tropsch-Verfahren.