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Monologe im Führerhauptquartier

Monologe im Führerhauptquartier, 17

Führerhauptquartier

14 auf 20. 8. 1941, nachts
H/Fu.

Wenn man dem deutschen Volke etwas Gutes wünschen will, dann wäre es, alle fünfzehn bis zwanzig Jahre einen Krieg zu haben. Eine Wehrmacht, deren einziges Ziel es ist, den Frieden zu erhalten, führt zu einem Soldat-Spielen – man betrachte nur Schweden oder die Schweiz -, oder sie wird eine Gefahr im Sinne revolutionärer Einstellung.

Wenn man mir vorhält, hundert- oder zweihunderttausend Menschen sind durch deine Kriegführung ums Leben gekommen, so kann ich dem entgegenhalten: Durch meine bisherige Tätigkeit hat die deutsche Nation schon über zweieinhalb Millionen Menschen mehr bekommen; verlange ich zehn Prozent davon als Opfer, habe ich neunzig Prozent gegeben; ich hoffe, daß wir in zehn Jahren mindestens zehn bis fünfzehn Millionen Deutsche mehr auf der Welt sind; ob Mann oder Frau, ist gleichgültig; ich schaffe die Lebensvoraussetzungen.

Das Leben ist grausam. Werden, Sein und Vergehen, es ist immer ein Töten; alles, was geboren wird, muß wieder sterben, ob durch Krankheit, Unfall oder Krieg, es bleibt das gleiche. Nur können die, denen der Krieg Wunden geschlagen hat, einen Trost finden darin, daß ihr Opfer um der Zukunft des Volkes willen gebracht ist.

Viele große Männer waren die sechsten, siebenten Kinder! Wenn ich einen Menschen töte, der da ist, weiß ich, was verlorengeht. Was durch die Geburten-Beschränkung getötet wird, weiß ich nicht. Der Mensch, den ich vor der Geburt töte, ist das ewige Rätsel. Die Kriege führen zum Geburten-Reichtum, sie sind die Lehre, nicht in den Fehler zu verfallen, mit einem Kind sich zufrieden zu geben.

Es darf nicht von England abhängen, ob die Völker des Kontinents zu leben haben. Die Ukraine und dann das Wolga-Becken werden einmal die Kornkammern Europas sein. Wir werden ein Vielfaches dessen ernten, was jetzt auf diesem Boden wächst. Dabei hatte Rußland mit seinen 170 Millionen Menschen im Zarenreich nie Hunger gelitten. Und auch mit Eisen versorgen wir Europa. Wenn Schweden einmal nicht will, gut, dann nehmen wir es aus dem Osten. Die belgische Industrie kann ihre Erzeugnisse – billige Gebrauchsgegenstände – gegen Getreide aus diesen Gebieten tauschen; aus Thüringen und dem Erzgebirge zum Beispiel können wir unsere armen Arbeiterfamilien herausnehmen, um ihnen große Räume zu geben.

In den besetzten ukrainischen Gebieten strömt das Volk in die Kirchen. Ich hätte nichts dagegen, wenn, wie jetzt, alte russische Bauern den Gottesdienst halten; dagegen müssen wir überlegen, ob wir die Priester wieder kommen lassen; im Priestertum hat, wie ich einer Denkschrift entnehme, die russische Opposition die Basis zu einer panslawistischen Bewegung gegeben geglaubt.[1]

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[1] Auf welche Denkschrift sich Hitler hier bezieht, ist nicht zu ermitteln. Die deutsche Militärverwaltung verhielt sich in Rußland den Kirchen gegenüber zunächst wohlwollend. Auch der Reichsminister für die besetzten Ostgebiete wollte aus taktischen Gründen Rücksicht nehmen. In seinen Instruktionen vom 8. 5.1941 hieß es: »Kirchenpolitisch kann durch Toleranzedikte eine Freiheit des rein religiösen Glaubens gewährleistet werden ohne jede staatliche Verpflichtung«. (IMG Bd. XXVI, 1030-PS, S. 597). Bormann und Heydrich widersetzten sich diesen Plänen. Hitler erklärte in einer Besprechung am 16. 7. 1941, »die Tätigkeit von Kirchen käme keinesfalls in Frage« (IMG Bd. XXXVIII, 221-L, S. 93).