Führerhauptquartier
11./12. Juli 1941 H/Fu.
Ich glaube, wer mit offenen Augen in die Natur schaut, wird der frömmste Mensch; nicht im Sinne von Kirchenfrömmigkeit, sondern in der Art der inneren Selbstbesinnung.
Am Ende des vorigen Jahrhunderts hat, verleitet durch die Fortschritte von Naturwissenschaft und Technik, der Liberalismus verkündet, der Mensch beherrsche die Natur, bald werde er im Luftraum herrschen usw. Dabei braucht aber nur ein Orkan zu kommen und alles fliegt zusammen wie ein Kartenhaus.
Wir werden allenfalls die Gesetze kennenlernen, nach denen sich das Leben der Naturwesenheiten bestimmt; wenn es hoch kommt, werden wir unserem Dasein das Wissen um das Naturgesetz nutzbar machen können; aber warum das Gesetz waltet, erfahren wir nicht.
Das versteht sich von selbst: Unser Standort erlaubt uns nicht, in andere Ebenen hineinzusehen. Dafür hat der Mensch den wunder-schönen Begriff von der Allmacht gefunden, deren Walten er verehrt. Zum Atheismus wollen wir nicht erziehen.
In jedem Menschen lebt das Ahnungsvermögen, was das Walten dessen angeht, das man Gott nennt, [hs. Zusatz Bormanns: Nämlich das Walten der Naturgesetze im gesamten Universum.] Dieses Ahnungsvermögen hat die Kirche sich dienstbar zu machen verstanden, indem sie den mit Strafe bedroht, der das nicht glauben will, was sie geglaubt wissen möchte.
Wenn man ein Kind die Dunkelheit fürchten macht, werden atavistische Angstgefühle geweckt; so ein Kind wird zeitlebens in der Dunkelheit von Angst befallen, während ein anderes unbefangen hinein- und herausgeht.
Wenn einer sagt: Der Mensch braucht eine Stätte, bei der er Trost und Hilfe sucht in der Not, – ich glaube das nicht! Daß die Menschheit diese Wege geht, ist eine Sache der Tradition und der Gewöhnung.
Das lehrt uns die bolschewistische Front: sie kennen keinen Gott und doch verstehen sie, zu sterben. Wenn der Nationalsozialismus längere Zeit geherrscht hat, wird man sich etwas anderes gar nicht mehr denken können. Auf die Dauer vermögen Nationalsozialismus und Kirche nicht nebeneinander zu bestehen.
Auf Einwurf Chr[ista] Schr[oeders],[1] ob das einen neuen Krieg bedeute: Nein, einen Krieg bedeutet das nicht; die ideale Lösung sei, die Kirchen auf Aussterbe-Etat zu setzen dadurch, daß man sie allmählich und ohne Gewalt an sich selbst verkümmern läßt; in diesem Falle brauche man weiter keinen Ersatz zu schaffen, was schrecklich wäre. Selbstverständlich erfordert das ständig viel Denken. Alles muß zu seiner Zeit geschehen. Aber es ist ein Gebot der Ehrlichkeit des Herzens, eines Tages dahin zu kommen.
In England ist es die Staatsraison, was das Verhältnis des einzelnen zur Kirche bestimmt, in Amerika die Stellung in der Gesellschaft. Die Deutschen sind die Nation, welche sich am längsten Zeit läßt, aber auch die einzige Nation, die überhaupt hier tätig werden kann, weil sie allein das Gewissen kennt als eine das Handeln bestimmende Macht.
Der schwerste Schlag, der die Menschheit getroffen hat, ist das Christentum; der Bolschewismus ist der uneheliche Sohn des Christentums; beide sind eine Ausgeburt des Juden.[2] Durch das Christentum ist in die Welt gekommen die bewußte Lüge in den Fragen der Religion; in gleicher Weise lügt der Bolschewismus, wenn er behauptet, die Freiheit zu bringen, während er nur Sklaven sehen will.
In der antiken Welt lag über dem Verhältnis des Menschen zur Gottheit der Schimmer ahnender Ehrfurcht; sein Kennzeichen war Duldsamkeit. Dem Christentum war es vorbehalten, Ungezählte im Namen der Liebe grausam zu töten; sein Kennzeichen: Unduldsamkeit.
Ohne das Christentum würde es keinen Mohammedanismus gegeben haben; das römische Reich hätte sich unter germanischer Führung zur Weltherrschaft entwickelt und geweitet: Die Menschheit würde nicht um fünfzehnhundert Jahre in der Entwicklung zurückgeworfen worden sein.
Man sage nicht: Das Christentum hat die Verinnerlichung gebracht. Die würde es auch so gegeben haben. Die Folge des Zusammenbruchs des römischen Reiches war das Nichts durch Jahrhunderte.
Die Römer hatten keine Aversion gegen die Germanen, was sich schon daran zeigt, daß blondes Haar Mode geworden war; unter den Goten gab es auch dunkles Haar; die italienische, die spanische, die französische und englische Sprache sind dadurch entstanden, daß sich die Sprachelemente der Völkerwanderung mit den einheimischen Sprachen zu einem Konglomerat verbunden haben, das zunächst ein Kauderwelsch war, bis sich im Laufe der Zeit der Dichter fand, der daraus die Sprache der Nation geprägt hat. In fünf- oder sechshundert Jahren kann eine Sprache entstehen. Wer in ein fremdes Land kommt, muß sich um der Verständigung willen dem dortigen Sprachgut anpassen. Die Sprache ist deshalb auch nicht das unveränderliche Erkennungsmal des Volkstums. Viel stärker haften die Eß- Gewohnheiten den Völkern an, wie ja jedem Menschen die Küche seines Vaterhauses die beste zu sein scheint zeit seines Lebens. Wie ich die Suppe der Schleswig-Holsteiner verkostet habe, wußte ich, daß die der Spartaner nichts anderes war. Die Stämme der Völkerwanderung muß man als Überlagerungen begreifen; was da im Süden ankam, war nicht reinblütig das Volk des Aufbruchsorts; man kann sich denken, zweihundert junge Friesen sind nach dem Süden gestoßen wie ein Panzerwagen durch die Landschaft und haben Männer anderer Stämme mitgerissen. Die Kroaten sind sicher mehr Germanen als Slawen. Auch in den Estländern ist viel germanisches Blut. Die Estländer sind das beste von den baltischen Völkern, dann kommen die Litauer, zuletzt die Letten.
Stalin hat sich zu Exekutionen, zu welchen Russen sich nicht bereitgefunden haben, der Hilfe von Chinesen und von Letten bedient; sie sind auch die Henker des alten Zarenreichs gewesen.
Stalin ist eine der eigenartigsten Gestalten der Weltgeschichte. Er hat angefangen als kleiner Sekretär und hat nie das Büro verlassen, nie eine Rede gehalten. Vom Büro aus regiert er mit einer auf ihn eingestellten Bürokratie.
Es fällt auf, daß sich die russische Propaganda in der Kritik an uns noch immer sehr in Grenzen hält. Dieser schlaue Kaukasier ist bereit, das europäische Rußland dranzugeben, wenn er fürchten muß, sonst das ganze zu verlieren. Man sage nicht, vom Ural aus kann er Europa zurückerobern. Das ist, wie wenn ich in der Slowakei säße und von da aus das Reich sollte erobern wollen.
Es ist das eine Katastrophe, der das Sowjet-Reich zum Opfer fallen wird.
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[1] Christa Schroeder, Gerda Daranowski und Johanna Wolf, die Sekretärinnen Hitlers, wurden bevorzugt zum Tee nach den abendlichen Lagebesprechungen gebeten.
[2] Diese Auffassung läßt sich schon frühzeitig im Kreis um Hitler nachweisen. Sie wird erstmalig im Zusammenhang entwickelt in der posthum veröffentlichten Broschüre Dietrich Eckarts: Der Bolschewismus von Moses bis Lenin. Zwiegespräch zwischen Adolf Hitler und mir. München 1924. Eckart wählte für seine Darstellung die Form des Zweitgesprächs, um eine größere propagandistische Wirkung zu erzielen.