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Monologe im Führerhauptquartier

Monologe im Führerhauptquartier, 11

Führerhauptquartier

auf 28. 7. 1941, nachts

Es liegt in der Natur des Menschen, alles, was er tut, für die Nachkommen zu tun. Die einen sorgen für Familie und Haus, andere für einen weiteren Kreis, und ich muß sagen, wenn ich Kinder sehe, so ist es für mich, als wenn sie meine eigenen wären: alle gehören sie mir.

Ich bin, was den Kampf im Osten angeht, deshalb so unbesorgt, weil, was sich jetzt anbahnt, doch ganz im Rahmen dessen geschieht, das ich immer als das Rechte vertreten habe. Viele glaubten am Ende des Krieges, wir täten gut, nach den Bodenschätzen des Westens, nach Kolonial-Rohstoffen, nach Gold und anderem zu trachten. Ich habe immer nur Boden im Osten für nötig gehalten und ich brauche mich heute nicht zu korrigieren.

In der ersten Zeit der Bewegung sah ich mich darauf angewiesen, aus Intuition zu handeln. Während der Festungshaft hatte ich Zeit, den Gedankenbau naturgeschichtlich zu begründen. Von ihrem Standpunkt haben die Regierenden falsch getan, daß sie mich festgesetzt haben; sie hätten richtiger getan, mich immer sprechen und wieder sprechen und nicht zur Ruhe kommen zu lassen.

Das ist die nationalsozialistische Lehre: daß man die Kräfte nimmt, gleich, aus welchem sozialen Stand sie kommen. Es ist klar, daß die Erbmasse von Familien, die durch Generationen im öffentlichen Dienst stehen, gute Kräfte enthält. Es war der Fehler bolschewistischer Orgien, die Intelligenz auszurotten. Andererseits kann nicht geduldet werden, daß eine Schicht sagt, nur wir dürfen das machen!

Die Bewertung der Leistung des einzelnen ist nicht darauf abzustellen, ob seine Arbeit einen besonderen Wert an sich darstellt. Es hat ein jeder nur die eine Pflicht: sich Mühe zu geben; erfüllt er diese Pflicht, dann ist er in der Gemeinschaft unentbehrlich, gleich, ob er etwas tut, was außer ihm niemand tun kann, oder etwas, was neben ihm jeder andere auch tun könnte; sonst müßte einer, der eine Leistung vollbringt, welche sich auf Jahre, Jahrzehnte oder Jahrhunderte auswirkt, seinen Kopf so hoch tragen, daß er den nicht mehr sieht, der die Straße kehrt.

Das ist das Vernünftige beim englischen Adel: daß nur der Älteste den Adelstitel erwirbt, während die Nachgeborenen darauf angewiesen sind, ins Volk zu gehen, wodurch die Familie wirtschaftliche Macht und das Verständnis für das Volk behält.

Wenn man mit dem Ausdruck des Bedauerns von dem Sohn einer alten Familie sagen hört, er tauge nichts, er sei ein Vagabund, er verkomme: gut! Eine gesunde Familie geht über ein solches Glied weg, und es ist richtig, daß der Mißratene ein Vagabund ist; ein Unglück wäre es nur, wenn dieser Sohn in Stellungen käme.

Freilich läßt sich ein sinnvoller Einsatz der Kräfte eines Volkes nur mit einer Planwirtschaft von oben her erreichen. Darre hat zweierlei Gutes geschaffen: das Erbhofgesetz und die Markt-Verordnung.[1]

Wenn wir künftig zu Rohstoffen kommen, deren Fehlen uns gezwungen hat, sie auf dem Wege der Forschung und der Technik durch synthetische Gestaltung aus ihren Grundstoffen zu ersetzen, werden wir von der Herstellung von Erzeugnissen nach diesen unseren Methoden nicht ablassen.

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[1] Richard Walther Darre, 1895-1953, Diplom-Landwirt und Tierzüchter, Leiter der agrarpolitischen Abteilung der NSDAP, der er 1930 beitrat. 1931-1938 Chef des Rasse- und Siedlungshauptamtes der SS, zuletzt im Range eines SS-Obergruppenführers, 29. 6.1933-23. 5.1942 Reichsminister für Ernährung und Landwirtschaft, 1933- 1942 Reichsbauernführer.

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Monologe im Führerhauptquartier

Monologe im Führerhauptquartier, 10

Führerhauptquartier

27. 7. 1941, abends

Es ist sonderbar, wie sehr es für die Stellung eines Volkes in der Welt auf das Alter der Macht ankommt, die in ihm repräsentiert ist: Eine werdende Nation ist auf ständige Erfolge angewiesen, während eine alte sich ständige Mißerfolge leisten kann: Deutschland und England.

Wir werden eisern darauf bedacht sein müssen, daß sich diesseits des Ural keine militärische Macht je mehr auftut: Unsere westlichen Nachbarn würden immer die Bundesgenossen unserer östlichen sein; so haben [es] die Franzosen mit den Türken gehalten, und so halten es jetzt die Engländer mit den Sowjets. Unter diesseits des Ural verstehe ich eine Linie von 200-300 km östlich von ihm.

Es muß uns möglich sein, diesen Ostraum mit 250 000 Mann und dazu einigen guten Männern der Verwaltung zu beherrschen. Schauen wir uns nur die Engländer an, die mit 250 000 Menschen insgesamt – Wehrmacht davon etwa 50 000 Mann – 400 Millionen Inder regieren. Immer soll dieser Raum auf deutsche Herrscher angewiesen sein. Nichts wäre verkehrter, als die Masse etwa erziehen zu wollen. Ein Interesse haben wir lediglich daran, daß die Leute, sagen wir die Verkehrszeichen unterscheiden lernen; sie sind jetzt Analphabeten und sie sollen es bleiben. Wohl aber müssen sie gut leben können; das ist unser eigenes Interesse.

Den Süden der Ukraine, die Krim besonders, wollen wir ganz ausschließlich deutsch besiedeln. Es macht mir keine Mühe, die dortige Bevölkerung anderswohin zu schieben. Der deutsche Siedler wird der Wehrbauer sein, und dazu nehme ich die Kapitulanten, mögen sie bisher verwandt sein wie immer. Wir erhalten auf diesem Wege zugleich ein braves Unteroffizier-Korps, wie wir es brauchen.

Wir werden künftig eine ständige Heeres-Stärke haben von doch 1,5-2 Millionen. Mit dem Abgang der Zwölfjährigen stehen jährlich 30000-40000 Kapitulanten zur Verfügung. Ihnen stellt, wenn sie Bauernsöhne sind, das Reich einen vollständig ausgerüsteten Hof zur Verfügung. Der Boden kostet uns nichts, wir müssen nur das Haus bauen. Diesen Betrieb »kauft« sich der Bauernsohn, mit dem ich das Land besiedeln will, durch seinen zwölfjährigen Dienst; die letzten zwei Jahre schon in Vorbereitung auf die Landwirtschaft. Es knüpft sich daran nur eine einzige Bedingung, daß der Kapitulant keine Städterin, sondern ein Landmädchen zur Frau nimmt, das möglichst gar nicht erst in der Stadt mit ihm gelebt hat.

Diese Wehrbauern bekommen Waffen mit, so daß sie bei irgendwelcher Gefahr sofort als örtliche Waffenträger zur Verfügung sind. So hat das alte Österreich mit dem Grenzer seine Ostvölker im Zaum gehalten. Zugleich ist der Wehrbauer der beste Lehrer dort. Jedenfalls ist der Unteroffizier ein besserer Lehrer für die Bauernkinder als der heutige Lehrer ein guter Offizier ist.

Auf diesem Wege stellt sich zugleich der Kindersegen auf dem Lande wieder ein: Wahrend jetzt das Erbhofgesetz die Nachgeborenen leer ausgehen läßt, ist künftig jedem Bauernsohn seine Scholle sicher. Und 30 000-40 000 Bauern jährlich, das ist sehr viel. In die baltischen Länder können wir auch Holländer, Norweger und vereinzelt sogar Schweden hereinnehmen.

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Monologe im Führerhauptquartier

Monologe im Führerhauptquartier, 9

Führerhauptquartier

26.7. 1941, nachts

Das Volk braucht einen Punkt, in dem die Gedanken der Menschen sich treffen, ein Idol. Ist das ein Herrscher vom Range Friedrichs des Großen, dann kann sich das Volk glücklich preisen. Sitzt da aber ein Durchschnittsmonarch, dann schon besser eine Republik! Auffallend: Wenn die monarchische Form einmal verschwunden ist – siehe Frankreich und heute Jugoslawien! -, dann ist sie dem Fluch der Lächerlichkeit verfallen. Sie setzt sich nicht mehr durch. Und ich glaube fast, mit der Kirche ist es ebenso. Es sind das Formen, die sich im Interesse der Machterhaltung zu einem feierlichen Zeremoniell verfestigt haben; dieses bedeutet aber nichts mehr, wenn die Macht, die dahinter stand, verschwunden ist.

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Monologe im Führerhauptquartier, 8

Führerhauptquartier

25.7. 1941, abends

England und Amerika werden einmal einen Krieg haben und der wird mit dem denkbar größten Haß geführt werden. Eines von beiden Ländern wird verschwinden müssen.

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Monologe im Führerhauptquartier

Monologe im Führerhauptquartier, 7

25. 7. 1941, mittags

Rumänien täte gut, nach Möglichkeit auf eine eigene Industrie zu verzichten und sich dafür mit seinen Bodenschätzen und Getreide auf den deutschen Markt einzustellen und als Gegenleistung von uns die benötigten Industrie-Erzeugnisse sich liefern zu lassen. Bessarabien ist eine Kornkammer. Auf diese Weise verschwände das bolschewistisch verseuchte Proletariat und das Land hätte alles, was es braucht. Darauf, das muß ich sagen, hat König Carol hingearbeitet.

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Monologe im Führerhauptquartier

Monologe im Führerhauptquartier, 6

Führerhauptquartier

24. auf 25. 7. 1941, nachts

Ich kann sagen, daß ich in die Leistungsfähigkeit des deutschen Soldaten nie, wie mitunter die Wehrmachtsführung selbst, Zweifel gesetzt habe. Die deutsche Armee ist die am meisten technisierte Armee der Welt, und der deutsche Soldat ist von einer Zuverlässigkeit und Festigkeit im Augenblick der Krise wie kein anderer Soldat. Ich bin so froh, daß es mir vergönnt ist zu erleben, wie sich der deutsche Soldat vor dem Richterstuhl des Gottesgerichtes den Segen selber holen kann. Für eine Elite-Truppe wie für unsere SS ist es ein großes Glück, daß sie verhältnismäßig schwere Verluste hatte. Nur so ist sie in der Lage, einmal im Innern aufzutreten, was allerdings praktisch nicht nötig sein wird, was aber für eine Elite-Truppe unerläßlich ist.

Wunderbar, wie unsere Gauleitungen überall zur Stelle sind, wo es nötig ist! Ich kann nicht sagen, wie ich im Krieg gelitten habe unter dem Versagen der Führung. Wir waren doch militärisch nicht gut und politisch so schlecht geführt, daß ich mir nur immer gewünscht habe, eingreifen zu können. Wenn ich Reichskanzler gewesen wäre, hätte ich innerhalb von drei Monaten die Obstruktion beseitigt und eine Konsolidierung aller Kräfte erreicht gehabt. Zwanzig, fünfundzwanzig Jahre jünger, würde ich jetzt vorn stehen: Ich war leidenschaftlich gern Soldat.

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Monologe im Führerhauptquartier, 5

Führerhauptquartier

Nacht vom 22. auf 23. 7. 1941 H/Fu.

Überlegen ist der Engländer dem Deutschen durch sein Selbstbewußtsein. Selbstbewußtsein hat nur, wer befehlen kann.

Überall in der Welt sitzen Deutsche an der Arbeit, ohne daß sie den ihnen dafür gebührenden Lohn erhielten; ihre Leistung wird anerkannt, aber daß sie nur ihrer Arbeit leben, läßt sie denen, die an ihnen verdienen, nur bedauernswert erscheinen.

Woran es liegt, daß der Deutsche in der Zeit bis zum Weltkrieg in der angelsächsischen Welt nicht gern gesehen war? Um 1870 hatten wir einen ungeheuren Bevölkerungszuwachs. Die Folge war, daß jährlich zwei- bis dreihunderttausend Menschen auswandern mußten. Dem konnte man abhelfen nur, wenn man diese Menschen in den Arbeitsprozeß einschaltete. Als Arbeitsprodukt kamen in Frage lediglich Erzeugnisse aus den deutschen Rohstoffen Kohle und Eisen. Der Bedarf an Erzeugnissen aus diesen Stoffen war bis dahin durch England gedeckt worden. Die Engländer pflegten erste Qualität zu verlangen und dafür hohe Preise zu bezahlen. Dem, der unter solchen Umständen ins Geschäft kommen will, bleibt nichts übrig, als den Monopolisten zu unterbieten. Unser Bienenfleiß hat uns zur Herstellung von Massenartikeln instand gesetzt; diese waren billig, aber sie konnten nicht die Qualität der englischen Erzeugnisse haben. Wir waren Anfänger und kannten die Produktionsgeheimnisse nicht. So kam es, daß auf einer Weltausstellung in Philadelphia in den achtziger Jahren die deutsche Produktion das Prädikat »billig und schlecht« erhielt.[1] Mit der Zeit haben sich dann aber drei Produktionsgruppen herausgebildet, in denen unsere Arbeit der englischen Qualität überlegen war: die chemische Industrie, an der Spitze die Pharmazeutik, die Farben- Herstellung und dann vor dem Weltkrieg die Gewinnung von Stickstoff aus der Luft; die Herstellung elektrischer Geräte und die Erzeugung optischer Instrumente. England hat diese Konkurrenz so lebhaft zu spüren bekommen, daß es sich mit aller Macht dagegen wehrte. Aber weder die handelspolitischen Versuche, wie der Schutzzoll, zwischenstaatliche Verträge noch das Prädikat »Made in Germany« halfen! [2]

Für den Engländer bestand das Lebensideal in der Daseinsform des Victorianischen Zeitalters: Dem Engländer waren die ungezählten Millionen des Kolonialreichs und 35 Millionen Menschen im eigenen Land dienstbar, dazu kam eine Million bürgerlicher Mittelstand und darüber tausend Herren, denen der Ertrag aus der Arbeit der anderen mühelos zufloß. Für diese englische Herrenschicht war das Aufkommen Deutschlands das Unglück. Im Grunde war mit unserem wirtschaftlichen Aufstieg das Schicksal Englands bereits besiegelt, und künftig wird sich das englische Reich nur halten können, wenn Deutschland dazu steht. Ich glaube, das Ende des Krieges ist der Anfang der dauernden Freundschaft mit England. Voraussetzung dafür, daß wir mit ihnen in Ruhe leben, ist der Knock-out-Schlag, den der Engländer von dem erwartet, den er achten soll. 1918 muß ausgelöscht sein.

Auf Einwurf von G[erda] D[aranowski], ob wir denn gegen die Gefahren des Lebens im Reichtum gewappnet seien, denen England nun zu erliegen droht: Ja, dem dient meine Sorge um die Kunst. Drüben ist Kultur wie Sport ausschließlich Sache der Herrn, und in keinem Land wird Shakespeare so schlecht gespielt wie in England; sie lieben die Musik, werden aber nicht geliebt von ihr, und sie haben auch keine Denker von letztem Format; was gilt der Masse des Volkes dort die National-Galerie? Ihre Reformation ist auch nicht wie die deutsche aus Gewissensnot, sondern aus Staatsüberlegung geboren. In Bayreuth trifft man mehr Franzosen als Engländer, und sie haben keine Oper und kein Theater, an dem gearbeitet wird wie in den Hunderten deutscher Theater.

Aber: ich habe viele Engländer und Engländerinnen kennengelernt, die ich schätze, wenn auch die, mit denen wir offiziell zu tun hatten, keine Männer waren. Sie sind doch das Volk, mit dem wir uns verbinden können.

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[1] Die Weltausstellung in Philadelphia 1876.

[2] Nach dem Merchandise Marks Act von 1887 mußten die in England eingeführten deutschen Waren die Kennzeichnung »Made in Germany« führen.

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Monologe im Führerhauptquartier, 4

Führerhauptquartier

Nacht vom 21. auf 22. 7. 1941 H/Fu.

Im Grunde müßten wir dem Jesuitismus dankbar sein; wer weiß, ob wir ohne ihn von der Bauweise der Gotik zu der leichten, offenen und hellen Architektur der Gegenreformation gekommen wären! Gegenüber der Bemühung Luthers, das bereits völlig verweltlichte Kirchenfürstentum zur mystischen Verinnerlichung zurückzuführen, hat der Jesuitismus an die Sinnesfreude appelliert!

Dabei war Luther durchaus nicht darauf aus, die Menschheit an den Buchstaben der Schrift zu binden; es gibt eine ganze Reihe von Äußerungen, in denen er gegen die Schrift Stellung nimmt, indem er feststellt, sie enthielte vieles, was nicht gut ist. Auch der Protestantismus hat Hexenverbrennungen gekannt, während man sie in Italien so gut wie nicht findet. Der Südländer geht viel leichter an die Dinge des Glaubens heran. Auch der Franzose bewegt sich völlig ungezwungen in der Kirche, während man bei uns schon Gefahr läuft aufzufallen, wenn man nicht niederkniet.

Andererseits: Daß er [Luther] es gewagt hat, sich gegen den Papst und das System der Kirche aufzulehnen! Das war die erste Revolution. Und mit der Bibel-Übersetzung hat er an die Stelle unserer Dialekte die deutsche Sprache gesetzt!

Es ist auffallend, wie verwandt die Entwicklung Deutschlands und Italiens verläuft! Die Sprachschöpfer standen gegen die Universalherrschaft des Papstes: Dante und Luther. Die Nationen wurden zur Einheit geführt gegen die dynastischen Interessen durch einen Mann. Sie sind zum Volk geworden gegen die Wünsche des Papstes.

Ich muß sagen, ich freue mich immer, wenn ich dem Duce begegne: Er ist eine ganz große Persönlichkeit. Seltsam, daß er – zur gleichen Zeit wie ich – als Bauarbeiter in Deutschland tätig war. Gewiß: Unser Programm ist entstanden 1919; damals wußte ich nichts von ihm. In den geistigen Fundamenten ruht unsere Lehre in sich, aber jeder Mensch ist das Produkt von eigenen und fremden Gedanken und man sage nicht, daß die Vorgänge in Italien ohne Einfluß auf uns waren. Das Braunhemd wäre vielleicht nicht entstanden ohne das Schwarzhemd. Der Marsch auf Rom 1922 war einer der Wendepunkte der Geschichte. Die Tatsache allein, daß man das machen kann, hat uns einen Auftrieb gegeben. (Einige Wochen darauf hat der Minister Schweyer mich empfangen, er hätte das sonst nicht getan).[1]

Würde Mussolini damals vom Marxismus überrannt worden sein, ich weiß nicht, ob wir uns hätten halten können. Der Nationalsozialismus war damals noch ein schwaches Pflänzlein. Wenn der Duce stürbe, so wäre das ein großes Unglück für Italien. Wie ich mit ihm durch die Villa Borghese ging und seinen Kopf und die römischen Büsten vor mir hatte: Er ist einer der römischen Cäsaren! Irgendwie hat er die Erbmasse eines großen Mannes aus jener Zeit in sich.

Bei ihren Schwächen haben die Italiener doch viele Eigenschaften, die sie für uns liebenswert machen. Italien ist die Heimat der Staatsidee; war doch das römische Weltreich die einzige wirklich große staatspolitische Gestaltung. Die Musikalität des Volkes, ihr Sinn für schöne Verhältnisse und Proportionen, die Schönheit ihrer Menschen! Die Renaissance war doch der Anbruch eines neuen Tages, das Sich-Wiederfinden des arischen Menschen! Und dann unsere eigene Vergangenheit auf italienischem Boden! Wer kein Organ für Geschichte hat, ist wie ein Mensch, der kein Gehör oder kein Gesicht hat; leben kann er auch so, aber was ist das!

Der Zauber von Florenz und Rom, Ravenna, Siena oder Perugia, wie schön die Toscana und Umbrien! Jeder Palast in Florenz oder Rom ist mehr wert als das ganze Windsor Castle. Wenn die Engländer etwas in Florenz oder Rom zerstören, so ist das ein Verbrechen. Um Moskau ist es nicht schade, und – leider – auch bei Berlin wäre es heute noch kein Verlust.

Ich habe Rom und Paris gesehen und ich muß sagen, Paris hat, abgesehen vielleicht vom Triumphbogen, nichts Großes im Stil des Kolosseum oder der Engelsburg oder auch der Peterskirche: Gemeinschaftsarbeiten, die über das einzelne hinausragen. Irgend etwas ist bei den Pariser Bauten bizarr, seien es Ochsenaugen, unglücklich im Verhältnis zum Bau- Ganzen, oder ein Giebel, der die Fassade erdrückt, oder wenn ich das antike Pantheon mit dem Pariser Bau vergleiche: wie schlecht ist dieses konstruiert, dazu die Plastiken! Paris: Was ich auch gesehen habe, gleitet von mir ab. Rom hat mich ergriffen.

Wie wir den Duce bei uns empfingen, dachten wir, es war schön; aber unsere Fahrt durch Italien, der Empfang dort, – bei allem Zeremoniell – die Fahrt zum Quirinal, das war doch etwas anderes noch.[2]

Neapel, vom Castell abgesehen, hätte das auch Südamerika sein können, aber dann wieder der Hof des Königspalastes, wie großartig in den Verhältnissen, eins gegen das andere abgewogen! Ich wünschte mir nur, wie ein unbekannter Maler in Italien herumstreichen zu können!

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[1] Benito Mussolini, 1883-1945, der Duce des faschistischen Italiens, beendete 1901 mit 18 Jahren seine Ausbildung als Volksschullehrer. Er übte den Beruf aber kaum aus, sondern führte bis 1912 ein unstetes Leben als Gelegenheitsarbeiter und revolutionärer Agitator. 1902/03 arbeitete er als Maurer in verschiedenen Kantonen der Schweiz, nach einer Ausweisung 1903 auch kurze Zeit in Deutschland. Im März 1909 wurde M. Sekretär der Arbeitskammer in Trient. Die österreichischen Behörden schoben den radikalen sozialistischen Agitator und Chefredakteur der Zeitung »Popolo« schon im Oktober 1909 wieder nach Italien ab. Vgl. Sir Ivone Kirkpatrick, Mussolini. London 1964, dt. Berlin 1965, S. 33 ff. Der Sieg des italienischen Faschismus im Oktober 1922 hat der NSDAP einen starken Auftrieb gegeben. Ernst Röhm, Die Geschichte eines Hochverräters, München 4. Aufl. 1933, S. 152. Die bayer. Staatsregierung fürchtete »das gefährlich ansteckende Beispiel der italienischen Faschisten«. Politik in Bayern 1919-1933. Berichte des württembergischen Gesandten Carl Moser von Filseck. Hrsg. von W. Benz, Stuttgart 1971, S. 110 f. Franz Schweyer, 1868-1935, Mitglied der Bayer. Volkspartei, 1921-1924 Staatsminister des Innern, empfing Hitler im November 1922.

[2] Mussolini besuchte Deutschland vom 25.-28.9.1937; Hitlers Gegenbesuch in Italien fand vom 2.-10. 5. 1938 statt.

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Monologe im Führerhauptquartier, 3

Führerhauptquartier

11./12. Juli 1941 H/Fu.

Ich glaube, wer mit offenen Augen in die Natur schaut, wird der frömmste Mensch; nicht im Sinne von Kirchenfrömmigkeit, sondern in der Art der inneren Selbstbesinnung.

Am Ende des vorigen Jahrhunderts hat, verleitet durch die Fortschritte von Naturwissenschaft und Technik, der Liberalismus verkündet, der Mensch beherrsche die Natur, bald werde er im Luftraum herrschen usw. Dabei braucht aber nur ein Orkan zu kommen und alles fliegt zusammen wie ein Kartenhaus.

Wir werden allenfalls die Gesetze kennenlernen, nach denen sich das Leben der Naturwesenheiten bestimmt; wenn es hoch kommt, werden wir unserem Dasein das Wissen um das Naturgesetz nutzbar machen können; aber warum das Gesetz waltet, erfahren wir nicht.

Das versteht sich von selbst: Unser Standort erlaubt uns nicht, in andere Ebenen hineinzusehen. Dafür hat der Mensch den wunder-schönen Begriff von der Allmacht gefunden, deren Walten er verehrt. Zum Atheismus wollen wir nicht erziehen.

In jedem Menschen lebt das Ahnungsvermögen, was das Walten dessen angeht, das man Gott nennt, [hs. Zusatz Bormanns: Nämlich das Walten der Naturgesetze im gesamten Universum.] Dieses Ahnungsvermögen hat die Kirche sich dienstbar zu machen verstanden, indem sie den mit Strafe bedroht, der das nicht glauben will, was sie geglaubt wissen möchte.

Wenn man ein Kind die Dunkelheit fürchten macht, werden atavistische Angstgefühle geweckt; so ein Kind wird zeitlebens in der Dunkelheit von Angst befallen, während ein anderes unbefangen hinein- und herausgeht.

Wenn einer sagt: Der Mensch braucht eine Stätte, bei der er Trost und Hilfe sucht in der Not, – ich glaube das nicht! Daß die Menschheit diese Wege geht, ist eine Sache der Tradition und der Gewöhnung.

Das lehrt uns die bolschewistische Front: sie kennen keinen Gott und doch verstehen sie, zu sterben. Wenn der Nationalsozialismus längere Zeit geherrscht hat, wird man sich etwas anderes gar nicht mehr denken können. Auf die Dauer vermögen Nationalsozialismus und Kirche nicht nebeneinander zu bestehen.

Auf Einwurf Chr[ista] Schr[oeders],[1] ob das einen neuen Krieg bedeute: Nein, einen Krieg bedeutet das nicht; die ideale Lösung sei, die Kirchen auf Aussterbe-Etat zu setzen dadurch, daß man sie allmählich und ohne Gewalt an sich selbst verkümmern läßt; in diesem Falle brauche man weiter keinen Ersatz zu schaffen, was schrecklich wäre. Selbstverständlich erfordert das ständig viel Denken. Alles muß zu seiner Zeit geschehen. Aber es ist ein Gebot der Ehrlichkeit des Herzens, eines Tages dahin zu kommen.

In England ist es die Staatsraison, was das Verhältnis des einzelnen zur Kirche bestimmt, in Amerika die Stellung in der Gesellschaft. Die Deutschen sind die Nation, welche sich am längsten Zeit läßt, aber auch die einzige Nation, die überhaupt hier tätig werden kann, weil sie allein das Gewissen kennt als eine das Handeln bestimmende Macht.

Der schwerste Schlag, der die Menschheit getroffen hat, ist das Christentum; der Bolschewismus ist der uneheliche Sohn des Christentums; beide sind eine Ausgeburt des Juden.[2] Durch das Christentum ist in die Welt gekommen die bewußte Lüge in den Fragen der Religion; in gleicher Weise lügt der Bolschewismus, wenn er behauptet, die Freiheit zu bringen, während er nur Sklaven sehen will.

In der antiken Welt lag über dem Verhältnis des Menschen zur Gottheit der Schimmer ahnender Ehrfurcht; sein Kennzeichen war Duldsamkeit. Dem Christentum war es vorbehalten, Ungezählte im Namen der Liebe grausam zu töten; sein Kennzeichen: Unduldsamkeit.

Ohne das Christentum würde es keinen Mohammedanismus gegeben haben; das römische Reich hätte sich unter germanischer Führung zur Weltherrschaft entwickelt und geweitet: Die Menschheit würde nicht um fünfzehnhundert Jahre in der Entwicklung zurückgeworfen worden sein.

Man sage nicht: Das Christentum hat die Verinnerlichung gebracht. Die würde es auch so gegeben haben. Die Folge des Zusammenbruchs des römischen Reiches war das Nichts durch Jahrhunderte.

Die Römer hatten keine Aversion gegen die Germanen, was sich schon daran zeigt, daß blondes Haar Mode geworden war; unter den Goten gab es auch dunkles Haar; die italienische, die spanische, die französische und englische Sprache sind dadurch entstanden, daß sich die Sprachelemente der Völkerwanderung mit den einheimischen Sprachen zu einem Konglomerat verbunden haben, das zunächst ein Kauderwelsch war, bis sich im Laufe der Zeit der Dichter fand, der daraus die Sprache der Nation geprägt hat. In fünf- oder sechshundert Jahren kann eine Sprache entstehen. Wer in ein fremdes Land kommt, muß sich um der Verständigung willen dem dortigen Sprachgut anpassen. Die Sprache ist deshalb auch nicht das unveränderliche Erkennungsmal des Volkstums. Viel stärker haften die Eß- Gewohnheiten den Völkern an, wie ja jedem Menschen die Küche seines Vaterhauses die beste zu sein scheint zeit seines Lebens. Wie ich die Suppe der Schleswig-Holsteiner verkostet habe, wußte ich, daß die der Spartaner nichts anderes war. Die Stämme der Völkerwanderung muß man als Überlagerungen begreifen; was da im Süden ankam, war nicht reinblütig das Volk des Aufbruchsorts; man kann sich denken, zweihundert junge Friesen sind nach dem Süden gestoßen wie ein Panzerwagen durch die Landschaft und haben Männer anderer Stämme mitgerissen. Die Kroaten sind sicher mehr Germanen als Slawen. Auch in den Estländern ist viel germanisches Blut. Die Estländer sind das beste von den baltischen Völkern, dann kommen die Litauer, zuletzt die Letten.

Stalin hat sich zu Exekutionen, zu welchen Russen sich nicht bereitgefunden haben, der Hilfe von Chinesen und von Letten bedient; sie sind auch die Henker des alten Zarenreichs gewesen.

Stalin ist eine der eigenartigsten Gestalten der Weltgeschichte. Er hat angefangen als kleiner Sekretär und hat nie das Büro verlassen, nie eine Rede gehalten. Vom Büro aus regiert er mit einer auf ihn eingestellten Bürokratie.

Es fällt auf, daß sich die russische Propaganda in der Kritik an uns noch immer sehr in Grenzen hält. Dieser schlaue Kaukasier ist bereit, das europäische Rußland dranzugeben, wenn er fürchten muß, sonst das ganze zu verlieren. Man sage nicht, vom Ural aus kann er Europa zurückerobern. Das ist, wie wenn ich in der Slowakei säße und von da aus das Reich sollte erobern wollen.

Es ist das eine Katastrophe, der das Sowjet-Reich zum Opfer fallen wird.

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[1] Christa Schroeder, Gerda Daranowski und Johanna Wolf, die Sekretärinnen Hitlers, wurden bevorzugt zum Tee nach den abendlichen Lagebesprechungen gebeten.

[2] Diese Auffassung läßt sich schon frühzeitig im Kreis um Hitler nachweisen. Sie wird erstmalig im Zusammenhang entwickelt in der posthum veröffentlichten Broschüre Dietrich Eckarts: Der Bolschewismus von Moses bis Lenin. Zwiegespräch zwischen Adolf Hitler und mir. München 1924. Eckart wählte für seine Darstellung die Form des Zweitgesprächs, um eine größere propagandistische Wirkung zu erzielen.

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Monologe im Führerhauptquartier

Monologe im Führerhauptquartier, 2

Führerhauptquartier

Juli 1941, 11.30 – 1.50 H/Fu.

Gespräch mit v. Below[1] darüber, ob wir nicht gut tun, jetzt einmal zur moralischen Erschütterung des Gegners Bilder des noch nicht gezeigten Großkaliber-Geschützes zu veröffentlichen.

Langes allgemeines Gespräch über Auto-Motoren: die ersten und die späteren Wagen des Führers.

Die Schönheit der Krim, uns erschlossen durch eine Autobahn: der deutsche Süden. Kreta – heißwaldlos; schön wäre Zypern; aber: die Krim erreichen wir auf dem Landweg: Kiew. Dazu als Reiseland für uns: Kroatien. »Ich glaube, nach dem Krieg wird eine große Freude kommen.«

Mehr als die Eisenbahn – sie ist etwas Unpersönliches – wird der Kraftwagen die Völker verbinden. Welch’ ein Faktor auf dem Wege zum neuen Europa! Wie die Autobahn die innerdeutschen Grenzen hat verschwinden lassen, werden die Grenzen der europäischen Länder überwunden.

Auf die Frage, ob es genug sein werde, bis zum Ural als Grenze vorgedrungen zu sein: zunächst sei es genug, die Grenze bis dahin hinausgerückt zu haben; der Bolschewismus müsse ausgerottet werden; wenn nötig, werde man zu dem Zweck von dort aus dahin vorstoßen, wo immer ein neuer Herd sich bilde; Moskau als Sitz dieser Lehre werde vom Erdboden verschwinden, sobald die wertvollen Güter weggebracht sind; mit den Russen der dortigen Fabriken zu arbeiten sei uns nicht möglich. St. Petersburg [Leningrad] als Stadt sei unvergleichlich viel schöner als Moskau. Die Kunstschätze der Eremitage würden diesmal wohl nicht – wie im Weltkrieg – in den Kreml, sondern in Schlösser auf dem Lande überführtworden sein, wenn man sie nicht in die Städte ostwärts von Moskau oder zu Wasser weggebracht hat.

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[1] Nicolaus von Below, Luftwaffenadjutant Hitlers, zuletzt im Range eines Generalmajors.